TopPop @Beeld & Geluid Wiki (CC BY-SA 3.0)
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Im Allgemeinen werden die Sparks dem Art-Pop zugeordnet. Diese Einteilung ist jedoch viel zu grob, im Laufe der Zeit machten sich die Sparks fast jedes Genre zu Eigen, sei es Glamrock, New Wave, Electronica, Eurobeat oder Klassik. Egal in welchem Genre sie sich auch ausprobieren, eines ist immer sicher: das Endergebnis ist stets verrückt und weicht von der Norm ab. In ihrer Anfangszeit war die Band fünfköpfig, im Laufe der Zeit lag der Fokus zunehmend auf den Brüdern Russell Mael (Gesang) und Ron Mael (Keyboard). Das ungleiche Duo hält sich mittlerweile seit 57 Jahren wacker und ließ erst kürzlich verlauten dass kein Ende in Sicht sei…
TOP 5 zum ersten Reinhören:
This Town Ain’t Big Enough for Both of Us (1974, Kimono My House)
Something for the Girl with Everything (1974, Propaganda)
It Ain’t 1918 (1975, Indiscreet)
Beat the Clock (1979, Nº 1 in Heaven)
When I’m With You (1980, Terminal Jive)
In Outer Space (1983) – 1,1/10: Reinfall!
Autsch! Nach dem starken Vorgänger Angst in My Pants ging es steil bergab. Statt wie gewohnt dem Synth-Pop den eigenen Stempel aufzudrücken, wurde ein steriles und halbgares Machwerk ohne Überraschungen serviert. Viele Stücke hören sich gar an, als würden die Mael-Brüder gedankenverloren vor sich hin klimpern. Dass hier keine Soundexperimente oder spontane Stilwechsel zu erwarten sind, liegt dementsprechend auf der Hand. Stattdessen gibt es sterilen Synthie-Pop wie „Popularity“, „Please Baby Please“ oder „Dance Godammit“. Dazu die eine oder andere Pop-Ballade wie „Lucky Me, Lucky You“ oder das solide „Rockin‘ Girls“. Anderes wirkt wie eine Aufwärmübung, wie das halbgare „Prayin‘ for a Party“. „A Fun Bunch of Guys from Outer Space“ klingt erschreckend bemüht, anstatt gewohnt lässig. Für das größte Bedauern sorgt jedoch die halbwegs erfolgreiche Single „Cool Places“. Leider geriet das Stück zur Pop-Massenware, was bedauerlich ist, da die Go-Gos Sängerin Jane Wiedlin für ein Duett gewonnen werden konnte. Auch verschenkt ist „All You Ever Think About Is Sex“, das zwar solider, flotter Poprock ist, jedoch unter seinem viel zu langem Intro leidet. Unter all den seltsamen Stücken findet sich mit etwas Augen zudrücken noch ein Highlight, und zwar das zwar poppige, aber verrückte „I Wish I Looked a Little Better“.
TOP: I Wish I Looked a Little Better
Gratuitous Sax & Senseless Violins (1994) – 1,3/10: Reinfall!
Sechs Jahre ließen sich die Sparks für ihr neues Album und waren mehr als deutlich in den 90ern angekommen. Stilistisch orientierten sich die Mael-Brüder nun an House und Eurodance, vergleichbar waren sie teilweise mit den Pet Shop Boys. Damit waren sie definitiv am Puls der Zeit, wer jedoch den gewohnten Sound der Sparks sucht, der wird herbe enttäuscht. Die Titellieder „Gratuitous Sax“ und „Senseless Violins“ sind dabei je ein durchaus gelungenes Intro, bzw. Outro. Auf einem klassischen Sparks-Album wäre das durchaus sinnvoll gewesen, hier wirken die Akustikstücke im Kontrast zu den House-Klängen völlig deplatziert. „When Do I Get To Sing ‚My Way‘“ hat zwar einen interessanten Titel, ist jedoch nur ein seichter Disco-Song. Viel zu hektisch ist hingegen der Popper „(When I Kiss You) I Hear Charlie Parker Playing“. Fragen wirft auch „Frankly, Scarlett, I Don’t Give a Damn“ auf. Hierbei handelt es sich um einen monotonen Sprechgesang mit seichter Synthie-Untermalung. „I Thought I Told You to Wait in the Car“ kann zumindest mit einem schön verrückten Refrain punkten, jedoch passt das House-Instrumental gar nicht zu den Sparks. Ausflüge in das Ambient-Genre gibt es beim entsprechend unspektakulären „Hear No Evil, See No Evil, Speak No Evil“. Einen zeitgemäßen und durchaus gelungenen Discosong gibt es dann aber doch noch: „Now That I Own the BBC“ geriet äußerst schmissig! „Tsui Hark“ ist dem gleichnamigen chinesischem Regisseur gewidmet, der hier auch den Sprechgesang übernimmt. Kling auf dem Papier interessant, doch die Techno-Untermalung will auch hier nicht zünden. Dann kommt es allerding doch nochmal anders als erwartet: „The Ghost of Liberace“ ist hoffnungsvoll und sehr emotional und damit etwas, was der Hörer gar nicht mehr auf diesem Album vermutet. Zum Abschluss dann nochmal anstrengende House-Massenware mit „Let’s Go Surfing“ und dann heißt es: Mantel des Schweigens über dieses krude Machwerk!
TOP: Now That I Own the BBC; The Ghost of Liberace
Introducing Sparks (1977) – 2,8/10: Reinfall!
Der Schandfleck in der 70er-Phase der Sparks. Bereits das Cover wirkt abschreckend: Eine Frontalaufnahme der jeweiligen Bandmitglieder, vor himmelblauem Hintergrund. Wüsste man es nicht besser, könnte man die beiden fast für 70er-Schlagerstars der Marke Michael Holm halten. Nach ihren Ausflügen in den Bereich Power-Pop, versuchten sich die Brüder in Richtung Mainstream-Pop und übertrieben es damit. Seelenloser Poprock wie „A Big Surprise“ oder „Forever Young“ (der Versuch den Power-Pop nochmals auszutesten) spotten dem durchgeknallten Image der Sparks. Stücke wie „Ladies“ oder „I’m Not“ wurden durch ihre unspektakuläre Art schlicht belanglos. Positiv fiel hingegen „Occupation“ aus. Es enthält wieder alles, was von den Sparks gewünscht ist: eingängige Rhythmen, dabei aber gewohnt verrückt und mit einem lustigen Text ausgestattet. Auch „Goofing Off“ kann mit seinem Geigenintro und dem abwechselnd schneller und langsamer werdenden Instrumental nochmal punkten. Der Rest fällt wieder ab. Halbgarer Bluesrock auf „Girls on the Brain“ und passabler Softrock mit nachdenklichem Touch auf „Those Mysteries“. Trauriger Tiefpunkt ist jedoch „Over the Summer“, das wie ein Beach Boys-Stück Mitte der 60er klingt und damit definitiv nichts ist, was der geneigte Fan von den Sparks hören möchte. Unbegreiflich, warum gerade dieses Stück als erste Single-Auskopplung gewählt wurde…
TOP: Occupation; Goofing Off
Pulling Rabbits Out of a Hat (1984) – 3,2/10: Zwiespältig!
Zwar gingen die Sparks mit diesem Album in kommerzieller Hinsicht baden, jedoch gibt es im Vergleich zum Vorgängeralbum eine leichte Verbesserung. Ein Highlight in ihrer Diskographie ist es zwar immer noch nicht, aber das Titellied war wieder ein gelungenes Stück, das flott und eindringlich geriet, dabei aber sehr zeitgemäß klingt. Auch das locker-unbeschwerte „Love Scenes“ kann im Popbereich punkten. Fröhlich, wenn auch etwas zu beliebig ist „Pretending to be Drunk“, das später geremixt auch als Single erschien. Starke Schwächen machen sich jedoch auch bemerkbar: „Progress“ ist richtungsloses Synthie-Gedudel, während das verträumte „With All My Might“ viel zu seicht und zahm wurde. Gänzlich unnötig sind die Instrumentals „Sparks in the Dark (Part One & Two)“ die dadaistisch sein sollen und dabei einfach nur zusammengewürfelte Synthesizer-Klangcollagen sind. „Everybody Move“ ist zwar durchaus flott, aber erneut zu beliebig. Nochmal wirklich punkten kann allerdings „A Song That Sings Itself“, das teils verträumt, dann aber wieder energetisch daherkommt und dabei sehr eingängig bleibt. Der Rest ist fast zu vernachlässigen, „Sisters“ und „Kiss Me Quick“ sind balladeske Massenware.
TOP: Pulling Rabbits Out of a Hat; Love Scenes; A Song That Sings Itself
Whomp That Sucker (1981) – 3,3/10: Zwiespältig!
Dass Russell auf dem Plattencover einem KO-Schlag erliegt, ist eine bittere Ironie für dieses Album. Tatsächlich wurde es trotz aller Bemühungen sich von der gewohnt irrwitzigen Seite zu zeigen ein sehr ausdrucksarmes und kraftloses Werk, das allerdings durchaus ein paar positive Überraschungen bereithält. Viele Stücke gerieten trotz flotten Rhythmen und gewohnten Synthie-Sounds viel zu beliebig, wie „Tips for Teens“ oder „Funny Face“. Dagegen wirkt „Where’s My Girl“ mit seinem härteren New Wave-Sound und dem verzweifelten Gesang deutlich besser. „Upstairs“ ist schlicht hektisch und ininspiriert. Bei „I Married a Martian“ gibt es solide Kost, rockig und eindringlich verträgt sich gut. Auch der verrückte Midtempo-Rocker „The Willys“ fällt ab, da er viel zu unausgereift klingt. Lässige E-Gitarren-Klänge verleihen „Don’t Shoot Me“ die nötige Härte und schaffen damit ein weiteres Highlight. Gefolgt vom letzten Pluspunkt des Albums: „Suzie Safety“. Der Gesangsrhythmus ist auf den Punkt gebracht und die Pianoklänge werten das Stück ungemein auf. Die letzten beiden Stücke sind fast zu vernachlässigen, „That’s Not Natassia“ ist eine halbgare Glam-Ballade, während „Wacky Women“ schlicht zu hektisch und unausgeglichen ist. Dicht am Flop, nur durch ein paar Highlights bewahrt… die Sparks waren hier als Grenzgänger unterwegs!
TOP: Where’s My Girl; Don’t Shoot Me; Suzie Safety
Hippopotamus (2017) – 4,2/10: Zwiespältig!
Teils zu zögerlich, teils einfach in der falschen Richtung unterwegs! Auch wenn die Mael-Brüder erneut sich von ihrer verrücktesten Seite zeigen und es definitiv Highlights auf dem Album gibt, können sie kein hohes Niveau auf den 15 Tracks halten. Schon der Start missglückt: nach einer mediokren Intro-Sequenz startet die poppige Single „Missionary Position“. Kein Versteckter Wortwitz, sondern tatsächlich ein Loblied auf die Sexstellung. Peinlich! Harter Umbruch auf „Edith Piaf“, auf dem mysteriösen Stück zeigen sich die Sparks als erstklassige Storyteller. Dem Popstück „Scandinavian Design“ und dem durchgeknallten „Giddy Giddy“ fehlt es dann aber wieder an Wiedererkennungswert. Bei „What The Hell Is It This Time?“ ist die Devise: Bedrohlich, aber eingängig! Eine Mischung, die wieder sehr gut funktioniert. Aber erneut gibt es Abstriche: das ruhige „Unaware“ klingt halbgar, das zugegeben verrückte Titelstück gar skizzenhaft. Bei „Bummer“ verzetteln sich die Sparks in krampfhaft modernen Poprhythmen. Dann doch lieber das unbeschwerte und mit lustigem Text ausgestattete „I Wish You Were Fun“. Letzter großer Lichtblick: „So Tell Me Mrs. Lincoln Aside From That How Was The Play?“. Das Stück lässt sich am besten mit kontrolliertem Chaos beschreiben, bleibt aber dabei durchaus zeitgemäß. Der Rest ist Durchschnittsware, „When You’re a French Director“ ist dicht am Walzer, „A Little Bit Like Fun“ ist etwas halbgar, aber angenehm psychedelisch und das mystische „Life With The Macbeths“ atmet den Geist der Klassik.
TOP: Edith Piaf; What The Hell Is It This Time?; I Wish You Were Fun; So Tell Me Mrs. Lincoln Aside From That How Was The Play?
Balls (2000) – 4,4/10: Zwiespältig!
Zwar kein vollends gelungenes Album, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Soundtechnisch auf der Höhe der Zeit, kam ein Album zustande, dass die rockigen Wurzeln mit modernen Techno-Sounds kreuzt. Das Titelstück ist dabei nur solider Poprock, der zweite Track „More Than a Sex Machine“ ist hingegen deutlich beschwingter und lässiger, ohne an Tempo einzubüßen. Etwas deplatziert ist dann „Scheherazade“, das wieder deutlich langsamer ist. Auf „Aeroflot“ ist die Waage aus eingängigen Rock-Rhythmen und modernen Synthesizern dafür perfekt ausgeglichen. 0815-Techno-Pop findet sich auf „The Calm Before The Storm“, leider wieder zu zwanghaft zeitgemäß. Das schnarchige „How to Get Your Ass Kicked“ ist dagegen schlicht lahm. Glücklicherweise wird bei „Bullet Train“ wieder an wieder an Tempo und Härte nachgelegt. Das Album fängt zunehmend an durch die abwechselnd langsameren und schnelleren Songs an Struktur zu verlieren. Auch „It’s a Knockoff“ ist wieder ruhiger und ist allenfalls nett im Hintergrund zu hören. Das Stück war im Übrigen auch im Soundtrack für den Jean-Claude Van Damme Film „Knockoff“ zu hören, bei dem Tsui Hark Regie führte, der bereits auf dem Album Gratuitous Sax & Senseless Violins ein Lied gewidmet bekam. „Irreplaceable“ ist nochmal solider Poprock, dann geht es mit dem ungewohnten „It’s Educational“ nochmal steil bergauf! Tatsächlich klingt das Stück eher nach The Prodigy als nach den Sparks, aber das Stück zündet! Leider wird der Endeindruck zum Schluss mit dem langatmigen Rührstück „The Angels“ nochmal nach unten gezogen. Damit geriet das Album insgesamt eher zu einem Hit-and-Miss.
TOP: More Than a Sex Machine; Aeroflot; Bullet Train; It’s Educational
Plagiarism (1997) – 4,7/10: Zwiespältig!
Die 90er waren eine sehr schwierige Zeit für die Sparks. Nachdem der Sound auf dem Vorgänger völlig erneuert wurde, versuchte man drei Jahre später ein Album auf die Beine zu stellen, das durchgehend aus alternativen Neueinspielungen besteht. Alternativ trifft es dabei auch sehr gut, fast alle Stücke bekamen einen völlig neuen Charakter, wie beispielsweise „This Town Ain’t Big Enough For Both of Us“ in einer Streicherversion. Auch der 90s-Dancetrack „When Do I Get To Sing ‚My Way‘“ wurde mit passenden Streichern versehen. Andere Stücke wurden hingegen modernisiert, wie „Beat the Clock“ oder „When I’m With You“. Für einige Stücke wurden auch prominente Gastmusiker gewonnen, wie Faith No More (bei 2 Songs vertreten), Erasure oder Jimmy Summerville (von Communards). Die Gastmusiker sind stets sehr präsent eingesetzt und teils schlicht Geschmackssache (wie Erasure auf „Amateur Hour“). Es macht durchaus Spaß sich durch die alternativen Tracks durchzuhören und wenigstens gab es immer einen Respektsabstand zu den Originalen, aber leider entstand nichts, was nach mehrmaligem Hören noch interessant ist. Die Originale bleiben einfach unerreicht.
Interior Design (1988) – 5,1/10: Gelungen!
Das letzte 80er-Album der Sparks markiert das Ende der hochproduktiven Ära der Band. Kamen bis zu diesem Zeitpunkt noch Alben im 1-2 Jahres-Zyklus, kamen nach Interior Design die Alben unregelmäßiger und teils mit größeren Zeitabständen. Nachdem man sich beim Vorgänger auf die Dance-Rock-Zeiten zurückbesinnte, griff man hier auf den gewohnten New Wave-Sound zurück. Durchaus mit Erfolg: Zwar gelang erneut kein Meisterwerk, aber dennoch ein respektables Album. Die Leadsingle „So Important“ ist zeitgemäßer Midtempo-Poprock und endlich wieder gesanglich stark. Auch „Just Got Back From Heaven“ ist im Midtempo, allerdings deutlich balladesker. Schnell und fröhlich ist die Devise auf dem soliden Synthierocker „Lots of Reasons“. Auf dem Softrocker „You Got a Hold of My Heart“ wird das Tempo dafür wieder gesenkt. Beim experimentellen Pop von „Love-O-Rama“ setzten die Sparks auf harte Drum-Sounds. Etwas unspektakulär ist „The Toughest Girl In Town“, ein seichter Synthie-Pop. Einen Ausreißer nach unten hat das Album dann aber doch: „Lets Make Love“ ist viel zu richtungslos und Rons Synthie-Gedudel ist eher nervig als unterhaltsam. Besser ist da der eingängige Poprocker „Stop Me If You’ve Heard This Before“. Auch „A Walk Down Memory Lane“ kann mit seinen abwechselnd seichteren und härteren Parts punkten und hat eine wunderbar eindringliche Atmosphäre. Letztes Highlight auf der Platte ist „Madonna“, das zum Großteil aus Spoken Word-Passagen besteht und einen völlig ungewohnten Sound hat.
Im Gesamtpaket eine gelungene Scheibe, aber nun mal keine wirklich große Leistung.
TOP: So Important; Just Got Back From Heaven; Love-O-Rama; A Walk Down Memory Lane; Madonna
Terminal Jive (1980) – 5,3/10: Gelungen!
Der große Erfolg von Nº 1 in Heaven konnte zwar nicht wiederholt werden, allerdings gelang erneut ein solides Album, das keine starken Mängel hat. Der Sound wurde dem populärer werdenden New Wave angepasst und erneut wurde für das Songwriting Unterstützung geholt. Aushängeschild des Albums ist „When I’m With You“, das durch sein Musikvideo Berühmtheit erlangte. Der Mix aus ruhigem Synthie-Pop und dem Kontrast durch Russells teils sehr schrägem Gesang funktioniert wunderbar. Dagegen ist „Just Because You Love Me“ leider nur New Wave-Massenware. Das experimentellere „Rock ‚n‘ Roll People in a Disco World“ tröstet darüber allerdings locker hinweg und steht sinnbildlich für den Stilwechsel der Brüder. Als nächstes folgt eine Instrumentalversion von „When I’m With You“, die zwar grundsätzlich funktioniert, allerdings als Bonustrack sinnvoller gewesen wäre. „Young Girls“ ist wieder beschwingter New Wave, bei dem vor allem der Refrain heraussticht. „Noisy Boys“ wurde von Axel F-Komponist Harold Faltenmeyer und Drummer Keith Forsey (u.a. Udo Lindenberg, Amon Düül II) mitverfasst und geriet zu einem flotten und fröhlichen Poprock. Nett, aber nicht essenziell. Mit „Stereo“ gibt es angenehm rockigen New Wave, samt einprägsamen Refrain. Abgeschlossen wird das Ganze mit dem flotten „The Greatest Show on Earth“, das stilistisch dicht am Vorgängeralbum steht.
TOP: When I’m With You; Rock ‚N‘ Roll People in a Disco World; Young Girls; The Greatest Show on Earth
Hello Young Lovers (2006) – 5,8/10: Gelungen!
Bereits beim Vorgänger Lil‘ Beethoven bereicherten die Sparks ihren Stil mit klassischen Tönen. Auch auf diesem Album sind diese Klänge sehr präsent, jedoch ist das Gespür für gute Melodien hier etwas abhandengekommen. Tatsächlich wirkt Hello Young Lovers ein wenig wie eine Outtake-Sammlung des Vorgängeralbums, ist allerdings beileibe kein schlechtes Album. Der Opener „Dick Around“ geriet mal wieder schön verrückt, ist flott und hat eine wunderbare orchestrale Untermalung. Auch „Perfume“ kann sich sehen lassen, hier zeigten sich die Sparks mal wieder von ihrer betont lässigen Seite, parallel aber auch sehr energetisch. Danach gerät das Album etwas ins Taumeln. „The Very Next Fight“ hält das Instrumental im Hintergrund und setzt auf einen mediokren Sprechgesang. Interessant sind die Weltmusik-Einflüsse auf „(Baby, Baby) Can I Invade Your Country?“, jedoch ist auch dieses Stück zu unspektakulär. Besser, wenn auch nicht wirklich zündend, ist „Rock, Rock, Rock“, das zumindest eine gewisse Dramaturgie offenbart. Bei „Metaphor“ wurde auf eine eingängige Melodie in Kombination mit einem spannenden Text gesetzt. Sehr saubere Arbeit hier! Auch wenn das Tempo hoch und die Tempiwechsel häufig sind, fehlt „Waterproof“ das gewisse Etwas. Enttäuschend geriet „Here Kitty“, das mal wieder Dadaismus pur ist, aber leider keine wirklichen Highlights hat. Zum Schluss wollten es die Sparks aber nochmal wissen: „There’s No Such Thing As Aliens“ hat eine bedrohliche Atmosphäre und einen zutiefst eindringlichen Gesang. Das Ende macht das siebenminütige „As I Sit Down to Play The Organ at the Notre Dame Cathedral“, bei dem sowohl Russel mit seinem emotionalen Gesang, als auch Ron mit seinen Kirchenorgel-Klängen zu Höchstleistungen hochfahren. Dazu punktet das Stück mit diversen Stilwechseln. Somit trotz hörbarer Schwächen einem kompletten Durchhören wert!
TOP: Dick Around; Perfume; Metaphor; As I Sit Down to Play The Organ at the Notre Dame Cathedral
Big Beat (1976) – 6,0/10: Gelungen!
Erneut kein Meilensteil, aber eben auch nicht schlecht geriet das Album Big Beat. Auf Experimente wurde leider weitestgehend verzichtet, aber dafür wurde in Punkto Härte ordentlich nachgelegt. Ein gutes Beispiel ist dafür der solide Opener „Big Boy“, der als massentauglicher Hard Rock ausfiel. Besser ist da der lockere Partyrocker „I Want To Be Like Everybody Else“. Die Klavierkünste von Ron gerieten bei „Nothing To Do“ leider viel zu weit in den Hintergrund und das Stück geriet trotz härte wieder zu beliebig. Bei „I Bought The Mississippi River“ ist der Name Programm, da der Text ebenso witzig wie spannend zu hören ist und wunderbar in das lässige Instrumental eingebettet wurde. Mit „Fill-Er-Up“ ist ein flotter Rock ‚n‘ Roller gelungen, der von der Band auch im Katastrophenfilm „Rollercoaster“ performt wurde (Die Band nannte dies ihren größten Fehler in ihrer Geschichte!). In sehr cooler Manier wurde das Rockabilly-Stück „Everybody’s Stupid“ kredenzt. „Throw Her Away“ hingegen hat erschreckend wenig Wiedererkennungswert und ist reine Massenware. Ähnlich trifft es auch das fröhliche „Confusion“. Zum Ende hin nimmt das Album allerdings nochmals Fahrt auf, wie bei dem soliden Rocker „Screwed Up“. Das lässige „White Women“ besticht dafür mit einem stark hämmernden Bass. Zum Schluss gibt es nochmal flotten Glamrock bei „I Like Girls“, das mit Hammondorgel und Bläsern ausgestattet wurde.
TOP: I Want To Be Like Everybody Else; I Bought The Mississippi River; Fill-Er-Up; Everybody’s Stupid; White Women; I Like Girls
The Girl Is Crying in Her Latte (2023) – 6,1/10: Gelungen!
2023 und die Sparks veröffentlichen weiterhin neue Musik. Noch besser: über den Lauf der Zeit haben sie von ihrer Experimentierfreude nichts verloren! Im Gegenteil, für ihr neues Album näherten die Sparks dem Electronica-Genre so stark wie noch nie zuvor. Deutlich spürbar beim Titelstück, das mit seiner dadaistischen Struktur und seinem Elektronischen Instrumental dicht an Yello ist. Ebenfalls elektronisch, aber deutlich poppiger ist die Single „Veronica Lake“. Im eingängigen „Nothing Is As Good As They Say It Is“ finden endlich die Neugeborenen Gehör, die ihr Leben vor der Geburt bevorzugen. „Escalator“ ist wieder ruhiger und hat eine verträumte Note. Das beschwingte „The Mona Lisa’s Packing, Leaving Late Tonight“ ist wieder typisch für die Sparks. Abzüge machen leider der schwache Techno-Pop „You Were Meant For Me“ und das unspektakuläre „Nat That Well-Defined“, das zumindest einen interessanten Text hat. Im ebenfalls dadaistischen „We Go Dancing“ zeigen die Mael-Brüder wieder ihre ganz verrückte Seite und nennen sogar Kim Jong-Un und Skrillex in einem Atemzug. „When You Leave“ zeigt wieder Schwächen: Zwar seicht-beschwingt, aber insgesamt zu lahm. Spannend ist wieder „Take Me For a Ride“, dass das Thema Flucht musikalisch perfekt einfängt. Ein harter Stilbruch ist das von Streichern getragene „It’s Sunny Today“, bevor es mit dem unglücklich geratenen „A Love Story“ in den modernen Techno-Pop geht. Dafür entschädigt „It Doesn’t Have to Be That Way“ mit einem entspannenden und folkigen Softrock. Zum Ende glänzt das zunächst als sentimentales Klavierstück anfangende, dann poppige „Gee, That Was Fun“.
Nicht die Klasse des Vorgängers, aber definitiv eine respektable Leistung!
TOP: The Girl Is Crying In Her Latte; Nothing Is As Good As They Say It Is; The Mona Lisa’s Packing, Leaving Late Tonight; We Go Dancing; Take Me For a Ride; It Doesn’t Have to Be That Way
Indiscreet (1975) – 6,2/10: Gelungen!
Nach drei sehr starken Alben war es Zeit für eine kleine Verschnaufpause, auch wenn Indiscreet definitiv kein schlechtes Album ist. Nur fehlt ein wenig der nötige Biss und die Power der Vorgängeralben. Der Opener „Hospitality On Parade“ gelang durchgehend und ist sehr optimistisch und bekam eine wunderbare Klavieruntermalung. „Happy Hunting Ground“ hingegen ist zwar flott, für die Sparks aber leider etwas zu beliebig. Auch „Withour Using Hands“ bleibt zu blass, auch wenn es trotz seines ruhigeren Tempos durchaus beschwingt ist. Der Start von „Get In The Swing“ klingt wie ein Marschlied, später wechseln sich ruhigere und härtere Parts ab. Ein definitiv gelungenes Stück. Auch ungewöhnlich ist „Under The Table With Her“, bei dem neben einem Streichquartett nur die Stimme Russells zu hören ist. Poppig und zu beliebig fiel hingegen „How Are You Getting Home?“ aus. Den gewohnten Dadaismus gibt es auf „Pineapple“, bei dem leider nur Rons Klavierklänge zünden. Auch „Tits“ will sich nicht auf eine Richtung einigen und profitiert nur von der ohnehin verrückten Art der Sparks. Aufatmen heißt es bei „It Ain’t 1918“, einem schnellen, folkigen Stück mit sehr gelungener Geige, das damit seinem Titel alle Ehre macht. Es geht solide mit dem Midtempo-Rocker „The Lady Is Lingering“ weiter, bei dem erneut nur Ron überzeugen kann. „In the Future“ klingt tatsächlich teils futuristisch, aber leider funktioniert die Brücke zwischen Dadaismus und Hard Rock nicht so ganz. Neues Feld für die Band: „Looks, Looks, Looks“ ist im Big Band-Genre und damit dicht an Jazz und Swing. Mutig und ein voller Erfolg! Verzweifelten Gesang gibt es von Russell zum Schluss nochmal auf „Miss The Start, Miss The End“. Gut, aber kein rechtes Highlight.
TOP: Hospitality On Parade; Get In The Swing; Under The Table With Her; It Ain’t 1918; Looks, Looks, Looks
Exotic Creatures of the Deep (2008) – 6,3/10: Gelungen!
Parallel zur Veröffentlichung wurde dieses Album mit einer genialen Marketing-Aktion begleitet, bei der die Sparks alle ihre bis zu diesem Zeitpunkt veröffentlichten Album live in London vorführten. Erneut setzte man auf Stiländerungen: Neu war die Symbiose aus klassischem Klavier und elektronischen Sounds. Nach dem vokalen Intro ist das bereits bemerkbar: die Single „Good Morning“ ist ein Paradebeispiel für diesen neuen Stil. Auch „Strange Animal“ kann punkten, es fängt balladesk an und bekommt dann eine hardrockige Wendung. Nur solide ist hingegen „I Can’t Believe That You Would Fall for All the Crap in this Song“, bei dem die Piano/Elektronik-Symbiose erneut sehr präsent ist. Viel zu unterschätzt ist allerdings das beschwingte „Let the Monkey Drive“, bei dem Russell erneut zu sehr schrägem Gesang ausholt. Hoffnungsvolle Klänge bietet die Klavierballade „I’ve Been High“. Mit Streichern und Querflöten ausgestattet schafft es danach „[She Got Me] Pregnant“ eine Dramatik und Eindringlichkeit sondergleichen zu verbreiten. Danach geht es erstmal rockig und eingängig weiter auf „Lighten Up, Morrissey“. Trotz des Titels ist es allerdings eher eine Respektsbekundung dem Smiths-Sänger gegenüber, der so begeistert von dem Stück ist, dass er es selbst gerne live spielt. Leider herrscht zum Ende hin etwas stillstand. „This is the Renaissance“ ist zwar kraftvoll, aber unspektakulär, während das dadaistische „The Director Never Yelled ‚Cut‘“ hingegen zahnlos ausfiel. Das ebenfalls dadaistisch geprägte „Photoshop“ wurde leider auch zu beliebig. Entschädigung bietet zumindest „Likeable“, auf dem Russell nochmal in bester Manier stark, aber durchgeknallt trällert, und Ron seine Fertigkeiten als Pianist auf hohem Niveau beweist.
TOP: Good Morning; Strange Animal; Let the Monkey Drive; [She Got Me] Pregnant; Lighten Up Morrissey
Music That You Can Dance To (1986) – 6,9/10: Gelungen!
Nach der Kreativ-Krise der Vorgängeralbum entschied man sich für eine Rückkehr zur Tanzmusik, ähnlich dem Album Nº 1 in Heaven. Ganz die Klasse hat es nicht, jedoch kamen die Mael-Brüder endlich aus ihrem für den Mainstream ausgelegten Synthie-Loch wieder raus. Teils wurde jedoch auch wieder der Dadaismus früherer Tage aufgegriffen. Den Anfang macht das energetische Titelstück, das ein 1A Dancerock-Stück wurde. Dagegen fällt „Rosebud“ leider etwas ab, da es doch noch zu stark im Synth-Pop-Fahrwasser segelt und nicht wirklich groovt. Das Stevie Wonder-Cover „Fingertips“ klingt sehr bemüht und Russells Gesang geriet erschreckend schwach. Die hohen Töne der Glam Rock-Ära waren an dem Punkt mehr als gezählt. Erfreulicher ist hingegen „Armies Of The Night“, das seicht, aber durchweg beschwingt anmutet. Flott und teils unerwartet hart ist der Dancerocker „The Scene“, das neben dem Titelstück zu den absoluten Highlights des Albums gehört. Mit „Shopping Mall of Love“ geht es in den Avantgarde-Bereich, bei dem der Fokus auf Trommeln und Gesang liegt. Ungewöhnlich: Statt Russell steht hier Ron am Mikrofon. „Modesty Plays“ kann erneut durch Tempo punkten, jedoch klingt das Stück etwas halbgar. Zum Ende hin gibt es nochmal Klangexperimente im Mantel des schon lange vermissten Dadaismus: „Let’s Get Funky“ ist zwar gewöhnungsbedürftig, trägt aber die Handschrift der Sparks!
TOP: Music That You Can Dance To; Armies Of The Night; The Scene; Let’s Get Funky
Halfnelson / Sparks (1971) – 7,1/10: Gelungen!
Das Debut der Truppe um die Mael-Brüder geriet bereits sehr aussagekräftig und selbstsicher. Die verrückten Klangexperimente waren bereits in ihrer Blüte und gaben einigen Stücken damit teils dadaistische Züge. Der Opener „Wonder Girl“ geriet dabei noch recht bodenständig und ist langsamer Rock ‚n‘ Roll mit einem brillanten Chorgesang. Jedoch setzt das flotte „Fa La Fa Lee“ bereits auf elektronische Klänge, die an Gameboy-Spiele der 8Bit-Ära erinnern. Ihre Verrücktheit bewies die Band mit „Roger“, einem Stück mit vielen Pausen und Instrumenten, die in unterschiedlichen Rhythmen gespielt werden. „High C“ geriet zwar eher poppig, jedoch ebenso energetisch wie beschwingt. „Fletcher Honorama“ hat einen, leider teils zu starken, Kontrast zwischen ruhigem Instrumental und Russels hohem Gesang. Mit „Simple Ballet“ geht es in eine verträumte Richtung, die durch klassische Klavierklänge erzeugt wird. An diese Atmosphäre reiht sich das eingängige und psychedelisch angehauchte „Slowboat“ perfekt an. Puren Dadaismus gibt es bei dem passend benannten „Biology 2“, bei dem zusätzlich der Gesang noch verfremdet wurde. „Saccharin and the War“ ist solide Kost, es geriet eingängig und wechselt mitunter in härtere Parts. Das Klavierspiel von Ron sticht bei dem schnellen Rocker „Big Bands“ nochmal besonders heraus und verlieh ihm den nötigen Biss. Zum Abschluss wird das Album noch mit dem Hard Rock Stück „[No More] Mr. Nice Guys“ garniert.
TOP: Wonder Girl; High C; Simple Ballet; Slowboat; Big Bands; [No More] Mr. Nice Guys
FFS (2015) – 7,6/10: Bester Stoff!
Nachdem es zuvor bereits einzelne Kollaborationen zwischen den Sparks und der schottischen Indie Rock-Band Franz Ferdinand gab, schlossen sie sich 2014 kurzzeitig zusammen um ein gemeinsames Album unter dem Namen FFS zu veröffentlichen. Beide Bands konnten ihre eigene Note in das Album einfließen lassen und stehen sich dabei nicht im Weg. Erstaunlich, liegen doch zwischen den Gründungsjahren der beiden Bands ganze 36 Jahre. Die erste Single „Johnny Delusional“ ist bereits ein voller Erfolg mit seinem modernen Pop-Rhythmus und seinem Tiefgang durch den gebrochenen Unterton. Eher groovy wird es auf „Call Girl“, das durch eine coole Atmosphäre besticht. Düster, aber dabei sehr flott ist hingegen „Dictator’s Son“. Auf „Little Guy From The Suburbs“ wird das Tempo dann wieder stark zurückgestellt. Danach geht es mit dem fröhlichen Dancerocker „Police Encounters“ jedoch wieder belebt weiter. Der moderne Anstrich durch Franz Ferdinand wird besonders bei „Save Me From Myself“ deutlich, das zu einem eingängigen und sehr modernen Dancerocker wurde. Abzüge gibt es leider bei „Sō Desu Ne“, einem halbgaren Poprocker. Entschädigung bietet der sehr beschwingte Poprocker „The Man Without a Tan“ dafür. Mit „Things I Won’t Get“ gibt es nochmal ruhige Akzente mit eindringlichem Gesang, danach startet das solide „The Power Couple“ mit seinem Marsch-Rhythmus. Das selbstironisch betitelte „Collaborations Don’t Work“ startet zunächst folkig und wird dann poppig. Ein genial gelungener Übergang! Die Vorab-Single „Piss Off“ bildet dann den Abschluss. Bereits im Vorfeld bekam das Stück einige Beachtung, und das absolut zurecht! Auf dem Rock-Stück kommt das Klavierspiel von Ron mal wieder sehr schön zur Geltung.
TOP: Johnny Delusional; Call Girl; Police Encounters; Save Me From Myself; The Man Without A Tan; Collaborations Don’t Work; Piss Off
Angst in My Pants (1982) – 8,4/10: Bester Stoff!
Ein starkes Album aus der New Wave-Phase der Band. Den Sparks gelang es Abermals die 80er-typischen Synthesizer einzusetzen und dabei ein Album zu schaffen, das wie ein guter Wein altert. Bereits der Titeltrack zeigt das deutlich, auch wenn der Fokus deutlich stärker auf dem Gesang liegt. Härter geht es auf dem New Waver „I Predict“ zu, der zu einem Single-Erfolg wurde. Ebenfalls „Sextown USA“ lebt von einer gewisse Härte, sowie Tempo und geriet zu einem erstklassigen Power-Pop. Dafür bietet „Sherlock Holmes“ wieder einen angenehm ruhigen Gegenpart. „Nicotina“ reiht sich dann wieder in die ersten Stücke des Albums ein: 80s-Synthies, dazu harte E-Gitarren-Klänge und ein eindringlicher Refrain. Was will man mehr von den Sparks? Für die Fans des durchgeknallten und fröhlichen geht es dann mit „Mickey Mouse“ weiter. Etwas härter, aber eine ebenso gute Laune verbreitend ist „Moustache“. Leider kommt es dann zu einem unangenehmen Hänger. „Instant Weight Loss“ wirkt viel zu unfertig und es fehlt an Biss. Auch „Tarzan and Jane“ leidet unter einer unausgegorenen Atmosphäre. Durch die vielen übrigen Highlights kein Drama, ärgerlich aber trotzdem allemal. „The Decline and Fall of Me“ ist wieder der gewohnte New Wave, dieses Mal allerdingt mit einem experimentellen Touch. Abgeschlossen wird das Album durch den beschwingten Pop-Rocker „Eaten by the Monster of Love“, der sich an der nötigen Härte bedient.
TOP: Angst in My Pants; I Predict; Sextown USA; Nicotina; Mickey Mouse; Moustache; The Decline and Fall of Me
A Steady Drip, Drip, Drip (2020) – 8,5/10: Bester Stoff!
Die Sparks laufen erneut zu Höchstleistungen auf. Wieder reiht sich ein Highlight an das nächste und die stilistischen Experimente funktionierten wieder deutlich besser auf dem Vorgänger. Der Opener „All That“ wurde hymnenhaft und hoffnungsvoll. Sehr gelungen! Ungewohnt hart für die Sparks ist hingegen der Rocker „I’m Toast“. Wunderbar verrückt ist auch das Loblied auf Rasenmäher „Lawnmower“, das mal wieder sehr dadaistisch ausfiel. Rückkehr zum hymnenhaften Gesang gibt es auf „Sainthood Is Not In Your Future“, das dieses Mal von Akustikgitarren getragen wird. Ungewohnt ernst ist das verträumt-sehnsüchtige „Pacific Standard Time“. Für Hartgesottene: „Stravinsky’s Only Hit“ ist selbst für Sparks-Verhältnisse sehr durchgeknallt. Während sich die Mael-Brüder auf dem Vorgängeralbum etwas schwer taten Stücke zu verfassen, die poppig, eingängig und dabei immer noch im Sinne der Fans sind, gelang ihnen mit „Left Out in the Cold“ genau das. Kleine Abzüge geben der unspektakuläre Poprocker „Self-Effacing“ und das halbgare „Nothing Travels Faster Than The Speed of Light“. Neben den übrigen starken Songs fällt das jedoch kaum ins Gewicht. „One for the Ages“ klingt teils verzweifelt und ist stark gesungen. „Onomato Pia“ ist wieder sehr beschwingt und eingängig, bleibt aber herrlich verrückt. Auch gelungen ist „iPhone“, das eine Art Protestsong gegen die Handykultur ist. Russells Wut beim Ausschrei „Put your fucking iPhone down and listen to me!“ ist dabei mehr als deutlich spürbar. Das Musikvideo zu „The Existential Threat“ wurde von dem surrealistischen Künstler Cyriak geschaffen und entsprechend albtraumhaft und hektisch klingt auch das Lied. Das jedoch im positivsten Sinne!
Zum Abschluss gibt es noch ein ruhiges Stück mit eindringlicher Öko-Botschaft. „Please Don’t Fuck Up My World“ ist ein würdiger Abschluss für dieses starke Album.
TOP: All That; Lawnmower; Pacific Standard Time; Stravinsky’s Only Hit; Onomato Pia; iPhone; The Existential Threat; Please Don’t Fuck Up My World
Lil‘ Beethoven (2002) – 8,7/10: Bester Stoff!
Nach dem Annähern an moderne Klänge, setzte man auf Lil‘ Beethoven auf klassische Mittel. Im wahrsten Sinne des Wortes: Nie hatte ein Album der Sparks so viele Bezüge zur Klassik gehabt! Besonders Streicher werden gerne eingesetzt, teils auch Orchester. Der Opener „The Rhythm Thief“ zeigt das schon in voller Gänze: Die Streicher sind eindringlich, der Rhythmus dramatisch. Dagegen klingt „How Do I Get to Carnegie Hall?“ dann eher mystisch, setzt jedoch auch auf Tempo. Rons Klavierarbeiten sind hier ein Highlight des Albums. Es geht avantgardistisch weiter mit „What Are All These Bands So Angry About?“, auf dem Russell wieder sehr eindringlich singt. Mit „I Married Myself“ ist auch eine unbeschwerte Klavierballade mit lustigem Text enthalten. Ebenfalls eine Klavierballade, jedoch deutlich schneller, ist „Ride ‚Em Cowboy“. Kurios wird es bei „My Baby’s Taking Me Home“. Der Text ist größtenteils nur der Songtitel und im Laufe des Stücks wird der Stil immer wieder gewechselt. Verrückte Titel finden sich mal wieder allerlei, auch „Your Call’s Very Important to Us. Please Hold.“ reiht sich da nahtlos ein. Das Instrumental reißt mal wieder stark mit und Ron wurde wieder in den Fokus gerückt. Erfreulich ist auch „Ugly Guys With Beautiful Girls“: das Stück startet seicht und wird dann zu einem modernen Glamrock. Einen runden Abschluss bietet das flott-fröhliche „Suburban Homeboy“, bei dem die Streicher perfekt eingesetzt wurden.
TOP: The Rhythm Thief; How Do I Get to Carnegie Hall?; Ride ‚Em Cowboy; My Baby’s Taking Me Home; Your Call’s Very Important to Us. Please Hold.; Ugly Guys With Beautiful Girls
Nº 1 in Heaven (1979) – 8,9/10: Bester Stoff!
Ein harter Stilwechsel ist immer eine gewagte Entscheidung, aber dem Glamrock den Rücken zu kehren und sich in futuristischen Synthie-Sounds mit Disco-Rhythmen auszutoben funktionierte hier wunderbar. Zur Songwriting-Verstärkung holten die Sparks den Disco-Komponisten Giorgio Moroder ins Boot, der frischen Wind mitbrachte. Getreu dem Motto „In der Kürze liegt die Würze“, enthält dieses Album gerade mal sechs Stücke, allesamt auf hohem Niveau. „Tryouts for the Human Race“ zeigt den neuen Synthie-Sound bereits deutlich und auch die Disco-Einflüsse sind bereits vorhanden. Solide geriet „Acadamy Award Performance“, ein flottes Synthie-Pop-Stück. „La Dolce Vita“ groovt wunderbar und ist ein exzellentes Disco-Stück. Highlight des Albums ist die Single „Beat the Clock“, das zwar sehr eingängig und dicht am Pop ist, jedoch mit der gewohnten Verrücktheit ausgestattet wurde. Das weitestgehend instrumentale „My Other Voice“ enthält einige spannende Klangexperimente und einen mehr als würdiges Abschluss erhält das Album durch den verrückten Poprocker „The Number One Song In Heaven“, das auch Joy Division als Inspiration diente.
TOP: Tryouts for the Human Race; La Dolce Vita; Beat the Clock; My Other Voice; The Number One Song In Heaven
A Woofer in Tweeter’s Clothing (1973) – 9,0/10: Meisterwerk!
Auf ihrem zweiten Album traute sich die Truppe noch weiter aus der Deckung und lieferte ein Album ab, bei dem der Vorgänger im Verhältnis wie eine Fingerübung wirkt. Die Glamrock-Welle wurde in voller Gänze mitgenommen, jedoch kamen die experimentellen Klänge hier zum Einsatz, wie bei sonst keiner anderen Glam-Rock Band ihrer Zeit. Ähnlich wie beim Vorgänger startet das Album zunächst mit altbekannten Klängen, in diesem Fall mit dem lässigen Bluesrocker „Girl from Germany“. Kurios wird es dann bei „Beaver O’Lindy“, das zunächst nach einem Walzer klingt, dann allerdings einen rasanten Wechsel zum Hard Rock macht. „Nothing Is Sacred“ ist wieder der Dadaismus, für den die Sparks bekannt sind. Interessanterweise geriet das Stück trotz seiner lässigen Spielweise ziemlich unruhig. Durch die Geigenklänge ist „Here Comes Bob“ dicht an klassischen Stücken, jedoch in der gewohnten Verrücktheit. Bei „Moon over Kentucky“ wechseln sich harte mit verträumten Parts ab, während das Stück insgesamt von einem harten Bass getragen wird. „Do-Re-Mi“ ist ein Cover aus dem Musical The Sound of Music und geriet hier sehr energetisch und flott. Beim Hören kann man sich die Truppe bestens bei einer bombastischen Bühnenshow vorstellen! Das balladeske „Angus Desire“ geriet langsam, aber durchaus beschwingt und fällt im Verhältnis ein wenig ab. Auch die typische Glamrock-Nummer „Underground“ ist zwar solide, aber bei den Sparks ist definitiv mehr drin! Ablösung gibt das verträumte „The Louvre“, das dicht an der Klassik anfängt und dann in eine rockige Atmosphäre wechselt. „Batteries Not Includet“ ist ein kurzes und durchgeknalltes Stück, das als kleiner Vorgeschmack für „Whippings and Apologies“ dient. Hier wurden in einem flotten Rhythmus die Gitarren bewusst teilweise übersteuert, um ein einzigartiges Klangerlebnis zu erschaffen. Experiment mehr als geglückt!
TOP: Girl from Germany; Beaver O’Lindy; Here Comes Bob; Moon over Kentucky; Do-Re-Mi; The Louvre; Whippings and Apologies
Propaganda (1974) – 9,1/10: Meisterwerk!
Noch im selben Jahr, in dem sie ihren Durchbruch mit Kimono My House hatten, veröffentlichten die Sparks mit Propaganda ein weiteres Überalbum. Es gab einen klaren Stilwechsel in Richtung Power-Pop, der mit den bereits vorhandenen Stärken ausgeschmückt wurde. Das Album beginnt mit einem A-Capella Intro, bevor es mit dem ungewohnt harten Pop-Rocker „At Home At Work At Play“ ein erstes Highlight gibt. Auch „Reinforcements“ kann mit seinem hymnenhaften Gesang überzeugen. „B.C.“ hingegen könnte glatt aus der Rocky Horror Picture Show stammen und geriet erneut schön verrückt. „Thanks But No Thanks“ geriet zu einem soliden Glamrock-Stück mit gutem Tempo. Sehr interessant ist hingegen „Don’t Leave Me Alone With Her“, Russell singt hier sehr eindringlich und das Instrumental hat eine teils bedrohliche Atmosphäre. Zu einem kleinen Hit wurde die Ballade „Never Turn Your Back On Mother Earth“, bei der auf elektronische Akzente gesetzt wurde. Zurück zum eher klassischen Glamrock ging es mit dem flotten „Something For The Girl With Everything“, das in seiner Durchgeknallten Art allerdings gleich vom Nachfolgestück „Achoo“ übertroffen wird. Dort wurde der schon fast perfekte Power-Pop Song geschaffen: Hart, schnell, dabei aber schön eingängig. Mit weniger Härte geht es bei „Who Don’t Like Kids“ zu, das eher als belebter Poprocker ausfiel. Als Bindeglied zwischen Pop und Dadaismus kann „Bon Voyage“ angesehen werden, bei dem Russell erneut seinen Gesang eindringlich ausfallen ließ. Ein mehr als würdiger Nachfolger für Kimono My House.
TOP: At Home At Work At Play; Reinforcements; B.C.; Don’t Leave Me Alone With Her; Never Turn Your Back On Mother Earth; Something For the Girl With Everything; Achoo; Bon Voyage
The Seduction of Ingmar Berman (2009) – 9,5/10: Meisterwerk!
Absolutes Neuland für die Sparks: bei „The Seduction of Ingmar Bergman“ handelt es sich um ein Radio-Musical, zum Teil mit Opern-Elementen. Damit ist es das erste (und bislang einzige) Sparks-Album, das eine in sich geschlossene Handlung erzählt und damit nur als komplettes Album Sinn ergibt. In der Rolle des Ingmar Bergman glänzt Jonas Malmsjö, der immer wieder in Spoken Word-Passagen zum Zug kommt. In der Handlung tritt Ingmar Bergman eine (fiktive) Reise nach Hollywood an wo er von den dortigen Zuständen und Umgängen so schockiert ist, dass er in seine schwedische Heimat zurückflieht. Die Stimmung auf dem Album ist damit tatsächlich ähnlich beklemmend wie in „Das siebente Siegel“ oder „Wilde Erdbeeren“. Damit eine mehr als würdige Verneigung vor dem Meisterregisseur. Zu Beginn ist die Stimmung auf dem Album noch erwartungsvoll und optimistisch wie auf Stücken wie „Limo Driver“ oder „Here He Is Now“ zu hören ist. Teils sind sogar Rock ‚n‘ Roll-Einflüsse vernehmbar („Mr. Berhman, How Are You?“). Jedoch wird das Album schon ziemlich zu Beginn sehr düster. Stücke wie „He’ll Come“ oder „I’ve Got Contact to Sweden“ wirken wahrlich beklemmend. Immer wieder fallen Stücke jedoch aus der Reihe und erzählen ihre eigene kleine Geschichte, wie „En Route to the Beverly Hills Hotel“, „Hollywood Welcoming Committee“ oder „Quiet On the Set“. Die Stimmung spitzt sich nach und nach zu, „Why Do You Take That With Me“ klingt bestürzt und ist stilistisch dicht an der klassischen Oper. Die Verzweiflung wird mit Stücken wie „Autograph Hounds“, „Bergman Ponders Escape“ und den beiden Parts von „Escape“ immer weiter ausgebaut. Bergmans Rückkehr nach Schweden wird erst mit dem sehnsüchtigen „Almost a Hollywood Ending“ und dann mit dem erleichtert klingenden „He’s Home“ dargestellt. Somit bekommt dieses Album ein rundes Ende und bleibt ein einzigartiges Hörerlebnis.
TOP: 1956 Cannes Film Festival; I Am Ingmar Bergman; Mr. Bergman, How Are You?; He’ll Come ‚Round; En Route to the Beverly Hills Hotel; The Studio Commissary; Why Do You Take That Tone With Me; Autograph Hounds; Bergman Ponders Escape; Escape (Part 1); Escape (Part 2); He’s Home
Kimono My House (1974) – 9,7/10: Meisterwerk!
Mit diesem Album sollte sich das Blatt für die Sparks endlich wenden. Waren sie zuvor noch absolute Underdogs ohne Charterfolge, konnten sie mit diesem Machwerk endlich ein größeres Publikum für sich gewinnen. Stilistisch dieses Mal weniger experimentell, dafür mit dem festen Ziel ein hochwertiges Glamrock-Album mit dem Tiefgang des Artrocks zu verbinden. Der erste Titel „This Town Ain’t Big Enough for Both of Us“ wurde zum Aushängeschild des Albums und der ganzen Band. Obwohl es deutlich dichter am Glamrock ist, als die Stücke der Vorgängeralben, schafften es die Mael-Brüder dem Stück ihre eigene Handschrift aufzudrücken. Auch „Amateur Hour“ orientierte sich an dieser Formel und wurde ein fröhlicher Glamrock mir eingängigem Refrain. Das belebte „Falling In Love With Myself Again“ hingegen verbreitet untypischerweise eher Schunkelstimmung. Herrlich durchgeknallt, selbst für Russells Verhältnisse, wurde das flotte „Here In Heaven“. Ein Titel, auf den außer den Mael-Brüdern wohl niemand (höchstens Frank Zappa) gekommen wäre, ist „Thank God It’s Not Christmas“. Das Rock ‚n‘ Roll angehauchte Stück bekam einen ungewohnt emotionalen Gesang. Bei „Hasta Mañana, Monsieur“ ging man erneut auf Nummer sicher und erschuf ein genauso lässiges wie energetisches Stück, das einen einfach zu merkenden Refrain bekam. Die Formel funktionierte weiterhin! Poppiger wurde es bei „Talent Is An Asset“ und „Complaints“, die beidesamt sehr lebensfroh gerieten. Der moderne Rock ‚n‘ Roll „In My Family“ war nochmal eingängig und auch beileibe nicht schlecht, jedoch zeigten sich hier leichte Schwächen. Eine mehr als angemessene Entschädigung ist an der Stelle „Equator“, das noch einmal die hochexperimentelle Seite der Sparks zeigt. Der Gesang ist teils fast flehend und ungewohnte, wenn auch exzellent eingesetzte Saxofonklänge sind hier zu vernehmen. Insgesamt eine viel zu selten gewürdigte Sternstunde des Glamrocks!
TOP: This Town Ain’t Big Enough for Both of Us; Amateur Hour; Falling In Love With Myself Again; Here In Heaven; Thank God It’s Not Christmas; Hasta Mañana, Monsieur; Talent Is An Asset; Equator
Sparks Live und Soundtracks
Insbesondere durch Fernseh- und Radioauftritte in den 70ern und 80ern haben sich die Sparks einen Ruf als exzellente Liveband aufgebaut. Livealben erschienen in der Frühphase der Band jedoch nicht. Erst 2013 erschien mit „Two Hands, One Mouth: Live in Europe“ (Meisterwerk!) das erste Livealbum. Der Titel deutet es bereits an: Statt eine Begleitband im Repertoire zu haben, treten nur die Mael-Brüder auf und das unplugged. Selbst synthie-lastige Songs funktionieren hier hervorragend. 2016 folgte das semi-offizielle „Live At The Record Plant ‚74“ (Gelungen!). Die Band ist durchaus spielfreudig, jedoch nerven die Durchsagen und planlosen Äußerungen zwischen den Liedern etwas. Ebenfalls 2016 erschien „Sparks Live 1976 – 1982“ (Bester Stoff!). Stilistisch dicht an Glamrock und Rock ‚n‘ Roll, zeigt sich die Band von ihrer besten Seite. Übersteuernde Instrumente oder gelegentliche Tonprobleme fallen da kaum ins Gewicht.
2021 erschien der Film Annette, bei dem die Mael-Brüder das Drehbuch verfassten. Darüber hinaus schrieben sie (passenderweise) die Filmmusik, die ebenfalls 2021 als „Annette OST“ (Bester Stoff!) veröffentlicht wurde. Es ist spürbar, dass sich die Sparks im Musical-Genre wohlfühlen und die Stücke umschließt eine dramatische Atmosphäre. Der Soundtrack zum gleichnamigen Sparks-Dokumentarfilm wurde ein Jahr später unter dem Titel „The Sparks Brothers OST“ (Bester Stoff!) veröffentlicht. Ein besseres Best Of lässt sich kaum finden, es sind Stücke aus allen Phasen der Band plus diverse Bonustracks enthalten.
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