Ranked: The Zombies

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Die Zombies bilden ein großes Paradoxon. Obwohl sie eigentlich als Teil der British Invasion als 60s Band bekannt wurden, sind sie aktuell in ihrer produktivsten Phase. Fairerweise liegen ihre erfolgreichsten Stücke tatsächlich in den 60ern und mit „Begin Here“ und „Odessey and Oracle“ schufen sie zwei Überalben, bei denen ein Hit nach dem anderen folgte. Im Verhältnis zu ihren anderen Kollegen aus England hatten sie jedoch immer etwas mysteriöses bis gar geheimnisvolles an sich. In den 70ern und 80ern verfolgten die einzelnen Mitglieder ihre Solokarrieren oder waren auf Alben anderer Musikgrößen anzutreffen. Keyboarder Rod Argent gründete beispielsweise die Hard Rock Band Argent. Ende der 80er fand die Formation nach und nach wieder zusammen und veröffentlicht seit den 00er Jahren auch erstaunlich regelmäßig wieder neue Alben.

TOP 5 zum ersten Reinhören:
Kind of Girl (1964, The Zombies)
She’s Not There (1965, Begin Here)
Time of the Season (1968, Odessey and Oracle)
Care of Cell 44 (1968, Odessey and Oracle)
Different Game (2023, Different Game)

As Far as I Can See… (2004) – 1,6/10: Reinfall!
Auf dem Vorgängeralbum „Out of the Shadows“ bewiesen Bluntstone und Argent trotz Schwächen noch ein gewisses Gespür für zeitgemäße Rocksongs, die auch bei Fans der alten Tage gut ankamen. Auf dem Nachfolger „As Far as I Can See…“ ist dieses Gespür gänzlich verloren gegangen. Kein einziger Song kann gänzlich überzeugen, stattdessen wird der Hörer etwas fassungslos zurückgelassen. Der poppige Opener „In My Mind a Miracle“ besticht zwar mit den Soulklängen aus Argents Orgel, jedoch wird die Stimmung durch die unpassenden Synthesizer wieder getrübt. „Memphis“ leider an der viel zu überladenen Art. Der von Streichern getragene Start, die anschließende Pianoballade und die Choreinsätze harmonieren kaum miteinander. Ähnlich überladen kommt auch „Southside oft he Street“ daher, das durch den wilden Genremix viel zu unruhig wird. Einige Balladen auf diesem Album leiden hingegen unter den ewig gleichen Klängen und den schnarchigen Rhythmen. Dazu zählen „I Want To Fly“, „As Far as I Can See“ und auch „With You Not Here“. Völlig unpassend auf dem Album ist „Time to Move“, ein Stück, das sehr dicht am Hard Rock ist und bei Argent zumindest solide gewesen wäre. Apropos Argent: Rod Argent’s ehemaliger Bandkollege Russ Ballard schrieb 1972 für Colin Bluntstone die Hitsingle „I Don’t Believe in Miracles“. Diese ist ebenfalls hier als weichgespülter Popsong vertreten – warum auch immer man sich dazu entschloss. Sowohl Bluntstones Solo-Version, als auch das Cover von America funktionieren deutlich besser. Mit „Wings Against the Sun“ ist dann aber doch noch ein Lichtblick vorhanden. Wieder entschied man sich für eine von Streichern getragene Ballade, dieses Mal jedoch mit dem Zusatz von Bläsern. Dies sollte die kraftvolle Ballade werden, die der Hörer auf diesem Album sucht. Leider fällt das Niveau mit „Together“ wieder rapide ab. Hier versuchte man sich an einem größtenteils gezupften Folkstück, dessen Rhythmus nicht zünden will. Obendrein ist der Chorgesang dort einfach unpassend. Den Abschluss bildet der ruhige Softrocker „Look for a Better Way“. Die Orgel und die Streicher wurden hier gut eingesetzt, sodass ein solider Schlusstrack entstand. Insgesamt ein Trauerspiel für die Band und das, obwohl Gründungsmitglied Chris White ebenfalls mit von der Partie war. Verschenkt!
TOP: Wings Against The Sun

Bunny Lake Is Missing (1965) – 3,8/10: Zwiespältig!
Noch im gleichen Jahr, in dem die Zombies ihr Debutalbum veröffentlichten, steuerten sie drei Lieder zu dem Thriller „Bunny Lake Is Missing“ bei, in dem sie sogar einen kurzen Gastauftritt hatten. Die restlichen Lieder sind Instrumentalstücke, die von Paul Glass komponiert wurden und leider meist nur mit den dazugehörigen Filmbildern funktionieren. Dabei ist der Opener „Theme From Bunny Lake Is Missing“ noch das beste Instrumental dieses Albums. Glass verbindet hier episches Orchester gekonnt mit sehnsüchtigen Melodien. „Chocolates for Bunny“ ist danach ein harter Bruch, denn die Melodie ist eher von einer kindlichen Naivität geprägt. Der erste Zombies-Track „Nothing’s Changed“ ist zwar solide, aber trotz der kraftvollen Akustikgitarre nicht mehr. Das zweite Stück „Just Out of Reach“ ist hingegen ein absolutes Highlight. Ein flotter Beat-Song mit großartigen Drums und Gesang, garniert mit einem erstklassigem Orgelsolo. Wirklich in das Bild des Filmes passt das zwar nicht, dennoch ist das Stück wohl das Highlight des gesamten Albums. Der dritte Song „Remember You“ passt da schon viel eher. Die mysteriöse Melodie in Kombination mit dem hohen Chorgesang und den Klavierklängen fängt die Stimmung der ernsten Story viel besser auf. Die übrigen Tracks (allesamt ohne Mitwirken der Zombies), passen zwar wunderbar zum Film, jedoch sind die teils sehnsüchtigen („Bunny“, „A World of Dolls“, „End Title“) und teils spannenden („The Empty House at Frogmore“, „Wild Games!“) Lieder ohne den Film fast gänzlich unbrauchbar (Ganz schlimm: Touching The Sky). Mit etwas Augenzudrücken kann man lediglich das kraftvolle „Samantha’s Waltz“ noch durchgehen lassen. Aus der Gelegenheit einen Soundtrack zu einem Thrillerdrama mit einer Band zu schaffen, die in der Lage ist so geheimnisvolle Melodien zu kreieren, hätte man deutlich mehr rausholen können!
TOP: Theme From Bunny Lake Is Missing; Just Out of Reach; Remember You

The Return of the Zombies (UK, 1990) / New World (US, 1991) – 4,0/10: Zwiespältig!
Da war es nun also. Das erste Zombies-Album nach 22 Jahren. Dass sich die Band stilistisch umorientieren musste, war klar. Der 60s-Sound war schließlich kaum noch gefragt, ein paar Umbesetzungen waren nötig (u.a. wurde Rod Argent durch den Schweiz-Chilenen Sebastian Santa Maria ersetzt) und die Mitglieder hatten in der Zwischenzeit musikalisch komplett neue Wege beschritten (u.a. wirkte Colin Bluntstune mehrfach beim Alan Parsons Project mit). Man orientierte sich in erster Linie beim AOR im Stile von Starship, eine Entscheidung, die sich rächen sollte. Dabei fängt das Album mit „New World (My America)“ durchaus vielversprechend an. Softrock mit einem mitreißenden Refrain. Zeitgemäß, als auch für die Zombies passend. Das solide Prefab Sprout-Cover „Love Breaks Down“ startet ruhig, nimmt dann allerdings an Fahrt auf und kann sich ebenfalls sehen lassen. Mit Tracks wie „I Can’t Be Wrong“ oder auch „Heaven’s Gate“ zeigt sich allerdings schon das Dilemma: Seelenloser AOR ohne wirkliche Highlights und auf Massentauglichkeit getrimmt. „Lula Lula“ hingegen leidet eher unter dem viel zu ruhigen Instrumental. Da hilft auch der sehnsüchtige Gesang dem blassen Song nicht mehr. Verschwendetes Potential findet sich bei dem Gastbeitrag von Rod Argent. Er wirkte bei der Neuaufnahme des Klassikers „Time oft he Season“ mit, dem keine neue Facetten hinzugefügt wurden und das erstaunlich glattgeleckt wirkt. Schade! Einfach unpassend ist „Monday Morning Dance“, bei dem die Band einen Ausflug in den Synthpop wagte. Nichts, was man von den Zombies hören möchte! Sehr positiv überrascht wird der Hörer jedoch von „Blue“. Das Instrumental ist fast minimalistisch von Synthesizern getragen und der Gesang so kraftvoll wie zu den besten Zeiten der Band. Eine fast unbeschreibliche Atmosphäre wird erzeugt, bei der die Bezeichnung „melancholisch“ wohl am zutreffendsten ist. Mit „Nights On Fire“ ist eine solide und ruhige Ballade entstanden, die leider keine Highlights zu bieten hat. Deutlich besser gelang die Popballade „Losing You“, bei der die Gefühle von Bluntstone viel besser zur Geltung kommen. Der Rest ist im Prinzip wieder zu vernachlässigen. „Alone In Paradise“ ist ein belangloses Rührstück und „Knowing You“ ein viel zu zahmes Akustik-Stück. Auf dem letzten Track ist hingegen sogar die für die Zombies typische Hammond-Orgel zu hören, jedoch wird durch den poppigen Rhythmus jegliche Hoffnung auf alte Zeiten wieder zunichte gemacht. Nach diesem durchwachsenen Comeback-Werk sollte dann erstmal wieder für gute 10 Jahre Pause bis zum nächsten Studiowerk sein.
TOP: New World (My America); Blue; Losing You

Still Got That Hunger (2015) – 5,1/10: Gelungen!
Still Got That Hunger sollte der retroperspektive Blick auf das „Odessey and Oracle“ Album werden, was sich bereits auf dem Cover bemerkbar macht. Damit wurde die Messlatte definitiv zu hoch gehängt, da von der geheimnisvollen Stimmung des Albums nichts zu spüren ist, geschweige es irgendeine andere Verbindung gibt. Stattdessen driftet das Album viel zu oft in Easy Listening-ähnliche Klänge ab. Dabei fängt das Album ziemlich vielversprechend an: „Moving On“ ist genau der flotte Bluesrock mit kraftvollem Gesang, den sich der treue Hörer von den Zombies erhofft. Ebenso gelingt es mit „Chasing the Past“ einen ruhigen, jedoch ausdrucksstarken Song inklusive großartiger Solo-Arbeit beizusteuern. Die Blues-Qualitäten der Band zeigen sich beim beschwingten „Edge of the Rainbow“ besonders deutlich. Nach dem starken Start fällt die Qualität jedoch unangenehm ab. „New York“ groovt zwar ganz gut, aber die Musicaleinflüsse waren definitiv nicht nötig. Mit „I Want You Back Again“ ist auch eine Neueinspielung eines Zombies-Klassikers enthalten (single, 1965). Statt dem Charme des 60s-Beats des Originals, verbreitet diese Version eher eine Lounge-Atmosphäre, was auch immer das sollte. „And We Were Young Again“ ist zwar durchaus beschwingt, aber insgesamt zu zahnlos. Aufatmen darf man erst bei „Maybe Tomorrow“. Der flotte Pianorocker besticht durch seine Spielfreude und den einprägsamen Rhythmus. Das Ende wird mit den mediokren Softrockern „Now I Know I’ll Never Get Over You“ und „Beyond the Borderline“, die beide viel zu zahm geraten sind eingeläutet. Auch „Little One“ kann nicht gänzlich überzeugen. Zwar ist das Klavierspiel von Argent durchaus nett anzuhören, doch Bluntstones Gesang bleibt etwas blass. Ein Album, das das Ergebnis einer Krisenzeit wurde. Nicht nur aus Songwriting-Sicht, auch finanziell – die Band war gezwungen das Album über eine Crowdfunding-Website zu finanzieren.
TOP: Moving On; Chasing The Past; Edge of the Rainbow; Maybe Tomorrow

Out of the Shadows (2001, Colin Blunstone & Rod Argent) – 5,9/10: Gelungen!
Anfang der 2000er beschlossen Colin Bluntstone und Rod Argent wieder gemeinsam zu musizieren. Offiziell erst seit 2004 wieder unter dem Namen „The Zombies“, aber da die beiden stets die treibende Kraft waren (mit Ausnahme von Argents Absenz auf „New World“), wird dieses Album von Fans wie Kritikern als vollwertiges Zombies-Album angesehen. Der Opener „Home“ ist bereits das erste Highlight des Albums. Eine Klavierballade, die zu den epischsten Werken der Zombies gehört. Bei „A Girl Like That“ setzte man hingegen auf E-Gitarren-Klänge, dabei blieb die Melodie sehnsüchtig und wurde durch ein geniales Solo noch verstärkt. Was man sich bei „Helpless“ dachte, ist jedoch unklar, eine Synthpop-Ballade hatte es wirklich nicht gebraucht. „Sanctuary“ könnte hingegen glatt ein Zombies-Klassiker aus den 60ern sein. Die alten Qualitäten kommen hier wunderbar zum Vorschein. Ab dem Zeitpunkt fängt das Album jedoch leider an ein wenig zu schwächeln. „Living in the Real World“ hat zwar ein strarkes Intro, verfängt sich dann jedoch in uninspirierten Rock-Rhythmen. Bei „Mystified“ versuchte man sich an einem modern gehaltenen Blues, der jedoch nicht so wirklich zündet. Mit „Only the Rain“ und „Baby Don’t You Cry No More“ (letztere im Duett gesungen) sind noch zwei eher spannungslose Balladen enthalten. Eine Überraschung findet sich dann aber doch noch: Mit „Danger Zone“ (kein Cover des Kenny Loggins Hits) entstand ein energetischer Poprocker, der zwar für die Zombies eher untypisch ist, aber definitiv mitreißt. Der letzte Track „Love Can Heal the Pain“ ist ein ganz netter Softrocker mit balladesken Einlagen. Solide, aber leider nicht mehr. Das Album hinterlässt einen soliden Eindruck, aber das eine oder andere Highlight mehr wären schön gewesen!
TOP: Home; A Girl Like That; Sanctuary; Danger Zone

Different Game (2023) – 6,7/10: Gelungen!
2023 und die Zombies bringen immer noch neue Alben raus – ironischerweise regelmäßiger als je zuvor. Die Band wirkt zielsicher und will sichergehen, dass keine Gurken im Spätwerk landen. Mit dem Titeltrack startet das Album unerwartet weit im Prog Rock. Mit dem Zusammenspiel aus Orgel und kraftvollem Gesang hätte er glatt von Procol Harum stammen können. „Dropped Reeling & Stupid“ hingegen ist hingegen locker beschwingt, hat jedoch den Einsatz von rockigen E-Gitarren Klängen. Mit „Rediscover“ ist die erste Ballade des Albums enthalten. Das Klavierstück schlurft locker vor sich hin und zeichnet sich durch einen starken Chorgesang aus. Dagegen bleibt „Runaway“ leider etwas blass. Ein seichtes Rockstück, bei dem Highlights leider fehlen. Die Balladenreihe wird mit dem ruhigen „You Could Be My Love“ fortgesetzt, bei dem neben dem Klavier auch Streicher zum Einsatz kommen. Ganz anders und ein wahres Highlight des Albums ist hingegen „Merry-Go-Round“, bei dem die Zombies erneut als energetische Bluesrocker agieren. Beim seichten „Love You While I Can“ kann der Hörer sogar einen Gesang vernehmen, der dicht an der 60er Ära der Band ist. Eine wahre Überraschung gibt es mit „I Want to Fly“, einer Neueinspielung vom missglückten 2004er Werk „As Far as I Can See“. Dieses Mal gelang das Stück deutlich emotionaler, was sowohl an dem sehnsüchtigen Gesang Bluntstones liegt als auch an den deutlich sentimentaleren Streichern. Ein gutes Beispiel für ein gelungenes Remake! Zum Schluss hin gibt es mit „Got to Move On“ nochmal einen beschwingten Bluesrock, dieses Mal mit für die Zombies ungewohnte Mundharmonika. Abgeschlossen wird das Werk durch die seichte Gitarrenballade „The Sun Will Rise Again“, die ebenfalls nett anzuhören ist. Die Richtung dieses Albums darf gerne weiterverfolgt werden!
TOP: Different Game; Dropped Reeling & Stupid; Merry-Go-Round; I Want To Fly; Got to Move On

Zombie Heaven, Compilation (1997) – Bester Stoff!
Mit Zombie Heaven erschien Ende der 90er ein wunderbares Boxset, das sowohl die 60er Alben der Band, als auch die einzelnen Singles enthält. Spannend sind hier vor allem die Demos und Alternativtracks, die den interessanten Schaffungsprozess der ersten beiden Alben zeigen (Das natürlich, auch wenn nicht alle Demos immer ganz zünden). Das etwas durchwachsene und 2003 auch einzeln veröffentlichte „Live on the BBC“ ist hier ebenfalls enthalten. Insgesamt perfekt, um sich einen genauen Eindruck der Frühphase der Band zu verschaffen!

Breathe Out, Breathe In (2011) – 7,9/10: Bester Stoff!
Sieben Jahre nach dem unsäglichen Vorgänger „As Far as I Can See…“ wollten es Bluntstone und Argent noch einmal wissen. Statt sich erneut mit langatmigen Klavierballaden zu verzetteln, präsentierten sich die Zombies auf diesem Album beeindruckend energetisch und spielfreudig. Allgemein schien das Quintett mehr Vertrauen in dieses Album zu haben, schließlich wurde die Entstehung dieses Albums mit vielen Filmaufnahmen dokumentiert. Der Opener, der gleichzeitig das Titellied ist, ist ein locker gespielter und beschwingter Poprocker, nicht zu besonders, aber solide. Mit „Any Other Way“ zeigt sich dann aber das eigentliche Niveau dieses Albums. Das Orgelspiel wirkt wie eine Zeitreise zurück in die 60er und der Gesang von Colin Bluntstone ist so emotional wie zu seinen besten Zeiten. Bei „Play It For Real“, einem flotten Rocker mit klassischen Rock ‚n‘ Roll-Einflüssen, setze man hingegen auf Klavierklänge. „Shine On Sunshine“ ist eine Neueinspielung eines Argent-Songs vom „Circus“ Album. Hier gelang es wieder sehr gut eine ruhige und gefühlvolle Ballade zu erschaffen, die jedoch zu keinem Zeitpunkt langweilig wird. Deutlich härter hingegen ist das Bluesrock-Stück „Show Me The Way“ (Kein Cover des Peter Frampton Hits), das wieder von Argents großartiger Orgelarbeit lebt. Auch ein Folkstück ist mit „A Moment In Time“ vorhanden, das immer wieder durch rockige Passagen ergänzt wird. Was sich die Band bei der Neueinspielung von „Christmas For The Free“ gedacht hat, ist jedoch ein Rätsel. Auch dieses Stück stammt ursprünglich von der Band Argent (In Deep, 1973) und ist wie das Original ein sehr schmalziges Rührstück, an Kitsch kaum zu überbieten. Deutlich härter fällt „Another Day“ aus, ein weiterer Beweis, dass die Band immer noch den Willen hat sich im Hard Rock zu bewegen. „I Do Believe“ behält die Spielfreude zwar bei, jedoch leidet das Stück ein wenig unter den unpassenden Gesangseinlagen im Refrain. Abgerundet wird dieses Album mit dem soliden Softrocker „Let It Go“, der erneut durch seine Orgel heraussticht.
TOP: Any Other Way; Play It For Real; Shine On Sunshine; Show Me The Way; A Moment In Time; Another Day

R.I.P. – The Lost Album (2000) – 8,1/10: Bester Stoff!
Da war es nun also, das verlorene Album, das eigentlich 1969 veröffentlicht werden sollte. Im direkten Vergleich zu „Odessey and Oracle“ wirkt es zwar etwas blass, aber auch hier gibt es einige Perlen zu entdecken!
Der Opener „She Loves The Way They Love Her“ ist gleich eine davon: Ein flottes Stück, dabei aber auch beschwingt und locker. Auch „Imagine The Swan“ ist flott und kraftvoll, geht jedoch etwas unter. Es folgt der geniale Kern, bei dem ein Highlight nach dem nächsten kommt. „Smokey Day“ hat die mysteriöse Aura, die man von den Zombies so liebt und durch den Einsatz von Querflöte sogar noch verstärkt wird. „Girl Help Me“ ist hingegen im Midtempo und verbindet kraftvollen Gesang gekonnt mit einer großartigen Melodie. Im flotten „I Could Spend the Day“ setzt das Quintett erneut auf Chorgesang, dieses mal allerdings auf ein Klaviersolo. Mit dem etwas ungewöhnlichen und mit wiederkehrend schnelleren Passagen ausgestattete „Conversation Off Floral Street“ bewiesen die Zombies sogar noch einmal ihre Qualitäten als Instrumentalband. Bei „If It Don’t Work Out“ handelt es sich um eine Demo zu einem Stück, das Argent 1965 für Dusty Springfield geschrieben hatte. Die Version der Zombies erinnert an die frühen Stones (etwa an „Let’s Spend The Night Together). Leider fing die zweite Hälfte dann etwas an zu schwächeln. Das sehnsüchtige „I’ll Call You Mine“ ist zwar noch solide, jedoch leidet das zum Großteil gezupfte „I’ll Keep Trying“ darunter dass es zu hektisch wird. „I Know She Will“ wechselt zwischen ruhigen und leider wieder viel zu hektischen Passagen. Mit „Don’t Cry For Me“ bewiesen die Zombies jedoch nochmal Qualitäten und schufen ein grandioses Stück aus Acapella-Gesang und flotten Rock ‚n‘ Roll. Der Schlusstrack „Walking In The Sun“ leidet unter dem fürchterlich abgemischten Ton, bei dem das Instrumental im Kontrast zum Gesang viel zu laut abgemischt wurde und dadurch viel zu durcheinander wirkt. Schade, ist der Rhythmus doch eigentlich nicht schlecht.
TOP: She Loves The Way They Love Her; Smokey Day; Girl Help Me; I Could Spend The Day; Conversation Off Floral Street; If It Don’t Work Out; Don’t Cry For Me

The Zombies (EP, 1964) – 8,3/10: Bester Stoff!
Mit dieser EP sollte die Reise der Zombies beginnen. Und das durchaus respektabel: vier gelungene Lieder, von es jedoch nur „Summertime“ auf ein reguläres Studioalbum schaffen sollte. Dabei hätten sich die übrigen Tracks ebenfalls gut eingereiht, wie z.B. das im Midtempo gelegene „Kind of Girl“, das durch eindringlichen Gesang und einen großartigen Orgeleinsatz besticht. Auch „Sometimes“ kann sich sehen lassen. Schon mit dem Wechsel von dem ruhigen Chorgesang zu dem flotten Rhythmus zeigen die Zombies ihr können, getoppt wird das nur noch von dem genialen Solo. Bei „It’s Alright“ wird das Tempo nochmal angezogen und damit ein erstklassiger 60s-Party-Track geschaffen. Den Schluss macht „Summertime“, ein Cover aus der „Porgy and Bess“ Oper von 1935, das im Laufe der Zeit von vielen anderen Musikern gecovert wurde (u.a. Janis Joplin und Louis Armstrong). Diese Version ist langsam, aber durchaus beschwingt und besticht durch den verträumten Gesang.
TOP: Kind of Girl; Sometimes; Summertime

Begin Here (UK) / The Zombies (US) (1965) – 9,5/10: Meisterwerk!
Auf ihrem ersten richtigen Album zeigten die Zombies bereits ihr volles Potential. Für die 60er üblich, finden sich hier noch relativ viele Coverversionen, aber der Fokus lag bereits auf den Eigenkompositionen. Den Anfang macht das Bo Diddley-Cover „Road Runner“. Ein flottes Beat-Stück mit Blueseinflüssen. Das verträumte „Summertime“ war bereits auf der ersten EP vertreten und reiht sich hier ebenfalls wunderbar ein. Es folgt die erste Eigenkomposition auf diesem Album: „I Can’t Make Up My Mind“. Das Gespür für einprägsame Melodien wurde hier schon bewiesen, nur leider schwächelt das Solo etwas. Sehr ungewöhnlich, wenn auch sehr gelungen ist hingegen „The Way I Feel Inside“. Ein Stück, welches fast nur aus Blunstones kraftvollem Gesang besteht und erst ab der Mitte durch die Orgel unterstützt wird. Mit „Work ‚n‘ Play“ findet sich auch ein schnelles Rock ‚n‘ Roll-Instrumental, das von Klavier und Mundharmonika getragen wird. Es folgt ein kurzes Medley aus den Miracles/Sam Cooke Klassikern „You’ve Really Got a Hold on Me“ und „Bring It On Home to Me“. Der Chorgesang harmoniert hier wunderbar mit dem Blues-Sound. Das letzte Stück der A-Seite wurde der größte Hit und die einige Single des Albums: „She’s Not There“. Der mysteriöse Touch, der starke, eindringliche Gesang, einfach alles passt perfekt auf diesem Lied. Doch auch „Sticks and Stones“ gehört zu den Highlights aus der Karriere der Zombies. Auf dem flotten Rock ‚n‘ Roll-Stück kamen gleich zwei gelungene Soli zum Einsatz, einmal auf der Orgel und einmal auf der Gitarre. Auf „Can’t Nobody Love You“ ließen die Zombies es im Stil von „Stand By Me“ deutlich ruhiger angehen. Erstaunlich hart ging es auf „Woman“ weiter. Der schon fast aggressive Gesang wird mit einem schnellen Rhythmus und großartiger Orgelarbeit veredelt. Die wütende Energie wird auch auf dem rebellischen „I Don’t Want to Know“ eingesetzt. Deutlich geheimnisvoller geht es dagegen mit „I Remember When I Loved Her“ weiter. Hier liegt der Fokus auf einem gezupften Gitarrenspiel. Das letzte Highlight des Albums findet sich bei „What More Can I Do“. Der Gesang ist erneut sehr eindringlich und der flotte Rhythmus wird von der Orgel getragen. Als Schlusstrack gibt es ein Cover von dem Ann Cole Song „I Got My Mojo Working“, ebenfalls ein flottes Rock ‚n‘ Roll Stück, jedoch nicht ganz auf dem Niveau der anderen Tracks.
TOP: Road Runner; Summertime; The Way I Feel Inside; Work ‚n‘ Play; You’ve Really Got a Hold on me; She’s Not There; Sticks and Stones; Woman; I Remember When I Loved Her; What More Can I Do

Odessey and Oracle (1968) – 9,9/10: Meisterwerk!
Die Zeiten hatten sich geändert und so auch die Band. Auf dem Debut lag der Fokus noch auf Beat mit Rock ‚n‘ Roll-Wurzeln, auf „Odyssey and Oracle“ hingegen auf psychedelisch angehauchten Baroque Pop. Mitunter geriet dies sogar erstaunlich düster. Das Ergebnis wurde ein Meisterwerk der Musiklandschaft der späten 60er. Schon der erste Track „Care Of Cell 44“ ist ein Highlight. Hier wurde ein Artpop-Stück mit A Capella-Einlage geschaffen, dass gute Stimmung versprüht. „A Rose For Emily“ bildet dazu einen harten Kontrast. Hier wurde auf ein nachdenkliches, vom Klavier getragenes Stück gesetzt. Auch „Maybe After He’s Gone“ setzt auf Tiefgang und ruhigere Melodien. Der leidende Text sticht hier besonders hervor. Mit „Beechwood Park“ geht es deutlich verträumter weiter. Dort kommt Agents Orgeleinsatz auch besonders gut zur Geltung. Mit langsamerem Tempo geht es zunächst auch bei „Brief Candles“ los, jedoch bekommt der Song immer wieder kraftvollere Passagen, gerade durch den genialen Chorgesang. Bei den starken Songs geht das sehnsüchtige „Hung Up On A Dream“ ein wenig unter, auch wenn es keineswegs schlecht ist. „Changes“ besitzt ungewohnte Weltmusikeinflüsse und zeichnet sich durch seine Tempiwechsel aus. Auch dort kommt die mysteriöse Aura der Zombies sehr schön zum Vorschein. Das locker beschwingte „I Want Her She Wants Me“ fügt sich sehr schön im Album ein, im Gegensatz zu der etwas unscheinbaren Klavierballade „This Will Be Our Year“, die etwas blass bleibt. Kurz vor Ende des Albums sollte das wohl düsterste Lied der Zombies folgen. „Butcher’s Tale“ ist ein Lied über die Geschehnisse an der Westfront im Ersten Weltkrieg und läuft einem eiskalt den Rücken runter. Lebensfroher geht es mit „Friends Of Mine“ weiter, einem Poprocker mit einem sehr energetischen Refrain. Den Abschluss bildet das großartige „Time of the Season“, einer der größten Hits der Zombies. Das Zusammenspiel von Bluntstones hohem Gesang und dem locker beschwingten Instrumental erschafft eine wahrlich einzigartige Atmosphäre. Zu schade, dass die Band sich nicht entschloss direkt an diesen Erfolg anzuknüpfen – es folgte eine über 20jährige Bandpause.
TOP: Care of Cell 44; A Rose for Emily; Maybe After He’s Gone; Beechwood Park; Brief Candles; Changes; I Want Her She Wants Me; Butcher’s Tale; Friends Of Mine; Time of the Season

The Zombies Live
Es sollte lange dauern, bis die Zombies ihre Live-Qualitäten auf einem Tonträger veröffentlichen sollte. Erst 2003 wurden mit „Live At The BBC“ (Gelungen!) gut 30 Lieder, die auf 10 verschiedenen Radiosendungen verteilt eingespielt wurden als erstes Live-Album der Band veröffentlicht. Positiv hervorzuheben sind hier definitiv der größtenteils klare Sound und das Zeitdokument an sich, jedoch gibt es einzelne Stücke, auf denen die Soundqualität abfällt. Darüber hinaus wird der Spielfluss immer wieder durch kurze Interview-Einspieler unterbrochen, die eher gebündelt am Ende gepasst hätten. Auf „Live at the Bloomsbury Theatre, London“ (Bester Stoff!) von 2005 wurden 25 Songs aus bis dato allen Bandphasen beigesteuert, auch aus Solozeiten. Auch wenn sich die eine oder andere kleine Schwäche aufzeigt (God Gave Rock ‚n‘ Roll to You) zeigt sich die Band insgesamt sehr gefühlvoll und in Bestform. Auf „Odessey & Oracle {Revisited}“ (Meisterwerk!) von 2008 wird der 40. Jahrestag des Odessey & Oracle Albums zelebriert. Die Zombies präsentieren sich in Würde gealtert und fangen die Stimmung der Originale perfekt ein. Neben dem gesamten O & O Album sind auch zahlreiche andere Klassiker der 60er vertreten. Etwas enttäuschend ist hingegen „Live in Concert at Metropolis Studios“ (Zwiespältig!) aus dem Jahre 2012. Ähnlich wie bei Odessey & Oracle {Revisited} setzte man einen starken Fokus auf die Hits der 60er, jedoch auch einigen etwas späteren Stücken. Teilweise wirkt die Band jedoch etwas gelangweilt und damit ausdruckslos, wodurch das Vorgängerwerk definitiv eher zu empfehlen ist. Auf dem 2013er „Live in the UK“ (Gelungen!) wurden 10 Lieder präsentiert – teils Klassiker, teils neuere Stücke. Spielfreude ist vorhanden und auch die Soundqualität ist super, nur fehlt es ein wenig an Überraschungen und auch Bluntstones Gesang schwächelt teilweise etwas (She’s Not There).

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