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Disclaimer:
In der Reihe VergedegMG kommt es zu Sarkasmus und bewussten Übertreibungen. Dies dient nur der Unterhaltung und soll keine Personen oder Personengruppen beleidigen.
Herzlich willkommen in der zweiten Ausgabe von „Verbrechen gegen den guten Musikgeschmack“! In der heutigen Ausgabe widmen wir uns mal ganz anderen Bereichen als in der letzten Folge, dieses Mal mit:
– Unterhaltung der Besonderen Art aus den neuen Bundesländern
– dem Tiefpunkt des Death Metals
– einer der besten Bands der Welt mit einem der schlechtesten Alben der Welt
– dem vielleicht schlimmsten One Hit Wonder des deutschsprachigen Raumes
– und dem größten und tiefsinnigsten Hit der deutschen YouTuber-Szene
Possenspiel 2.0 – Hyper Hyper Balalaika (2010?, Schön, wenn der Schmerz nachlässt)
Der eine oder andere mag sich noch an Possenspiel erinnern, eine der bekanntesten Unterhaltungsgruppen der DDR, die im Westen einen eher schwierigen Stand hat. Lieder wie „Sommer, Sonne, Sonnenbrand“ oder „Auf dem Korridor“ wirken heute etwas befremdlich, sind aber noch sehr harmlos im Verhältnis was die Nachfolgeband Possenspiel 2.0 so raushaut…
Alle drei Alben der Band sind nur als Download verfügbar und werden wohl nie als physisches Produkt ihren Weg als Ladenhüter finden. Dabei sind die Cover sehr liebevoll in 5 Minuten bei Paint zusammengeschustert und wurden mit der erstklassigen Schriftart „Comic Sans“ verziert. Wer sich trotz den Covern nicht abschrecken lässt, wird unter anderem mit „Hyper Hyper Balalaika“ belohnt. Dazu lohnt sich auch das dazugehörige Musikvideo, ein bizarrer Fiebertraum im 2000er-Bildschirmschoner-Gewand. Dort wackelt eine Raumstation durch die Gegend, Videos der Bandmitglieder und zwischendurch wird ein Döner gegessen (Moment, was?). Der Text ist dabei zumindest dem Scooter-Vorbild ebenbürtig, es geht um Medizin, Nietzsche oder auch Rasputin. Dazu wird mal mit echten oder zur Not mit fix erfundenen Wörtern gereimt.
Eine absolute Bereicherung für jedermann.
Six Feet Under – Graveyard Classics IV: The Number of the Priest (2016)
Wenn es um die unbeliebteste Person im Death Metal geht, ist Chris Barnes wohl konkurrenzlos. Wer in der Thematik nicht bewandert ist, hier die Kurzfassung:
Barnes war Frontmann von Cannibal Corpse, legte sich in seiner endlosen Arroganz und Selbstüberschätzung mit seinen Bandkollegen an, wurde rausgeschmissen und gründete Six Feet Under. Oder wie er es selbst einst sagte: „Six Feet Under, formely known as Cannibal Corpse“.
Bei aller Kritik muss ihm zugutegehalten werden dass seine Cannibal Corpse Alben und auch die ersten Six Feet Under Werke einen Klassiker-Status erreicht haben. Alles was danach kam… na ja. Ab der Mitte seiner Karriere entschied sich Barnes ein nasales EEEEEEE zu seinem Markenzeichen werden zu lassen und schuf damit eher unfreiwillige Komik. Auch in der Graveyard Classics-Reihe kam das zum Einsatz. Hier coverte Barnes von AC/DC über Van Halen bis hinzu den Monkees. Im vierten Ableger widmete er sich den Songs von Iron Maiden und Judas Priest, was… sehr gewagt war. Rob Halford und Bruce Dickinson sind bekannt dafür über lange Strecken hohe Töne zu halten und Chris Barnes dafür überhaupt keine Töne zu halten. Und tja… wäre zumindest eine gute Death-Voice dabei wäre das vielleicht ja noch ganz witzig gewesen aber wir haben selbst für die Graveyard Classics-Reihe eine absolute Qual. Wer zu den ganz Harten gehören will, „Stranger in a Strange Land“ und „Nightcrawler“ sind definitiv nicht mehr zu unterbieten…
Jethro Tull – Automotive Engineering (1984, Under Wraps)
Es schmerzt mich zutiefst Jethro Tull in diesem Format aufzulisten, da ich eigentlich ein großer Fan bin… aber das Under Wraps Album reiht sich leider Gottes nahtlos in die übrigen Kandidaten ein. Ein paar solide Stücke sind auf dem Album zwar vertreten, aber das Grundkonzept wirkt bereits sehr befremdlich: Jethro Tull probieren sich im Techno aus. Ja, kein Witz, das haben sie mal gemacht. Welcher Teufel die Band geritten hat weiß keiner. Aber es war natürlich klar dass das ganze so viel Sinn ergibt wie die Beatles als Deutsch-Rap Formation oder die Flippers als Headliner für Wacken.
Für den geneigten Jethro Tull-Fan klingt der futuristische Sound, der sonst so erdigen Band natürlich sehr deplatziert, während es für Electronica-Hörer eher unbeholfen und überambitioniert rüberkommt.
Das programmierte Schlagzeug grenzt an Beleidigung und Andersons markante Querflöte wurde im Studio erst nachbearbeitet und dann einem Remix ähnlich hinzugefügt.
Experimentierfreude ist okay, aber wenn, dann doch bitte geschmackvoller!
Kid Bob – Dicke Anna (2007, Single)
Die 2000er waren eine deutlich wildere Zeit, als die meisten sie in Erinnerung haben. Dazu beigetragen hat wohl auch eine ordentliche Portion Verdrängung. Aber keine Sorge, ich erinnere gerne nochmal an einen viralen Internet-Hit, der es auch in die Charts schaffte…
Dicke Anna ist eine Parodie des schwedischen Techno-Pop-Songs „Boten Anna“, bei dem der Text über einen Bot in einem Internet-Chat umgedichtet wurde zu einem übergewichtigen Mädel, das in einem Boot Burger isst… Tja, sagen wir mal im Punkt Humor war Kid Bob stehts bemüht Leistung zu erbringen, gut gealtert ist seine Parodie aber dennoch nicht. Vielleicht würde man damit heute noch für ein paar Wochen Aufmerksamkeit bekommen, wenn es als belangloses Scherzvideo gedacht wäre, aber ein kommerzieller Hit wäre wohl nicht mehr drinnen. Umso erstaunlicher, dass es Ende der 00er so gut wie jeder kannte und man auf deutschen Schulhöfen Tonträger dieses Stücks getauscht hatte. Ein guter Indikator wie stark das ganze aus der Zeit gefallen ist, ist die weitere Geschichte um Kid Bob, denn nach dem Hit wurde es still um ihn, irgendwelche Neuigkeiten blieben aus. Scheinbar hatte er mit der dicken Anna bereits sein gesamtes kreatives Pulver verschossen und konnte dieses lyrische Niveau nicht wiederholen. Um ehrlich zu sein wohl besser so…
Bibi H. – How It Is (Wap Bap …) (2017, Single)
2017 wurde die deutsche YouTube Fangemeinde in ihren Grundfesten erschüttert: einer der größten deutschen Influencerinnen erregte weltweites Aufsehen, indem sie sich in kürzester Zeit auf Platz fünf der meistgedissliktesten Videos katapultierte. Bianca Heinicke, alias BibisBeautyPalace wollte sich als Musikerin einen Namen machen und veröffentlichte mit How It Is einen Song über darüber dass sich die Welt mit genug Optimismus schon von alleine zurechtbiegt. Böse Zungen würden jetzt behaupten dass man von einer Influencerin, die normalerweise Kosmetikprodukte mit unterschwelliger Werbung an Minderjährige vertickt, keine tiefsinnigen Texte erwarten darf, doch gerade der Refrain regt dann doch zum Nachdenken an:
Wap-bap, ba-da-di-da-da
Wap-bap, ba-da-di-da-da
Wap-bap, ba-da-da-da-da-da
Spätestens jetzt dürfte wohl jeder in philosophischen Gedanken schweben – vielleicht wie es möglich ist mit diesem Text über 67 Millionen Aufrufe zu bekommen. Tja, das wird wohl eines der ungelösten Rätsel der Menschheit bleiben. Aber zumindest hat uns die liebe Bianca die Lebensweisheit mitgegeben dass es egal ist ob man auf dem Sterbebett liegt, den Job verliert oder sein Hab und Gut in einem Überfall verliert, stumpfes Weglächeln löst garantiert alle Problemchen des Alltags!
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