Iggy Pop am 17.06.2025 im Stadtpark Open Air

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Aktuell tourt Iggy Pop fleißig durch Europa, dabei kommt er auch für fünf Konzerte nach Deutschland (Hamburg – Berlin – Halle – München – Köln). Da habe ich es mir nicht nehmen lassen ihm bei seinem Auftritt im Hamburger Stadtpark einen Besuch abzustatten…

Schon im Vorfeld brachte Iggy den Stadtpark und die Umgebung zum Kochen: Im Wechsel wurden wir gefragt, ob wir noch Karten suchen oder Karten zum Verkauf hätten. Kurz nach unserer Ankunft waren um den Stadtpark lange Warteschlangen und die umliegenden Wiesen waren mit Picknickdecken gepflastert.

Während die Zuhörerschaft etwa ¾ im Verhältnis zum Höhepunkt betrug, traten die Verlierer als Vorband auf. Die Band sagte mit zuvor nichts, man muss ihnen aber lassen, sie sind angenehm rockig, dabei recht eingängig – also im Prinzip eine gute Wahl für eine Vorband von Iggy Pop. Auf Dauer wurde die Berliner Truppe dann doch ein kleines wenig anstrengend, denn ihre Setlist war dann doch etwas zu homogen. Wo das eine Lied anfängt und wo das andere aufhört, ließ sich mitunter nur erahnen. Gesanglich… na ja, sagen wir mal Iggy Pop konnte ich auf Englisch besser verstehen als die Verlierer auf Deutsch.

Nach längerer Unterbrechung war es dann endlich soweit und Iggy betrat die Bühne, die Menge drehte durch. Kurz nach der Ankunft entledigte er sich seines Oberteils und die Menge drehte noch mehr durch. Der Anblick brachte… gemischte Gefühle hervor. Auf der einen Seite ist Iggy mittlerweile auch schon zarte 78 Jahre alt und dementsprechend hängt mehr Haut als man sehen möchte. Auf der anderen Seite muss man sich die Frage stellen: Wäre man nicht doch enttäuscht, wenn man Iggys ikonische Oben-Ohne-Darbietung nicht hätte erleben dürfen? Und die Antwort ist ganz klar: Ja. Es gehört einfach dazu, auch wenn der Gute steil auf die 80 zugeht.

Aber wie stehe ich nun zu dem wichtigsten Part des Abends, dem musikalischen? Nun, die Stimme von Iggy Pop ist natürlich spürbar gealtert, doch er hat den klaren Vorteil, dass er nie ein im klassischen Sinne guter Sänger war. Vielmehr setzt er gemäß dem Albumtitel auf „Raw Power“. Und das funktioniert auch nach wie vor wunderbar! Es ist schön zu sehen wie ein klassischer Haudegen, der seine Karriere in den 60ern begonnen hat, immer noch mit aller Kraft versucht das Publikum einzuheizen – und es auch schafft.
Interessanterweise wurde bei dem Konzert vermehrt auf Trompete und Saxofon gesetzt, um den alten Klassikern live eine neue Note zu verleihen. Eine willkommene Abwechslung, denn wenn die Stücke klingen sollen wie im Studio, kann ich mir auch einfach die LP aus dem Regal kramen. Einzig das Synthie-Solo auf „The Passenger“ hätte wirklich nicht sein müssen.
Im Vorfeld hatte ich mir schon gehofft dass auch ordentlich Stooges-Klassiker dabei sind und zu meiner Überraschung waren mehr Stooges-Stücke als Lieder aus Iggys Solokarriere im Repertoire des Abends. Spannend, schließlich hätten auch die Solo-Platten locker genug Stoff für das Konzert gegeben. Ein paar mehr Stücke von den letzten, experimentelleren Platten hätten gerne drinnen sein dürfen.
Sei es drum, der Fanservice wurde erledigt und sowohl die Soloklassiker wie „The Passenger“ und „Lust for Life“ wie auch die alten Stooges-Klassiker wie „Search and Destroy“ und „I Wanna Be Your Dog“ sind noch so effektiv wie damals.
Wenn Iggy so altert, dann freue ich mich bereits auf seinen nächsten Hamburg-Besuch 2028!

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