Ranked: Videospiel-Soundtracks #2 feat. Lennyficate

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Es ist mal wieder soweit, wir widmen uns Videospiel-Soundtracks!
Erneut wurden mir viele spannende OSTs zugeschickt, von denen ich viele bisher noch gar nicht kannte. Natürlich sind auch wieder eigene Empfehlungen dabei und auch eine… nicht-Empfehlung. Wie gehabt steht meine persönliche Kritik direkt hinter den Original-Rezensionen. Dieses Mal gibt es sogar einen Gastbeitrag von dem YouTuber und Streamer Lennyficate! Vielen Dank an der Stelle nochmals! Ich wünsche erneut viel Spaß beim Durchlesen und schaut unbedingt bei Lenny vorbei, er macht wirklich gute Videos!

Janosch – Das grosse Panama-Spiel (1999) – 0,3/10: Reinfall!
Bleiben wir doch der Tradition treu und starten dieses Ranking mit einem Gameboy-Spiel. Ja… der Gameboy Pocket bzw. Color waren zwei fürchterliche Konsolen, was die Musik betrifft und kürzlich wurde ich auf dieses Spiel hier aufmerksam… Zu dieser Zeit war es üblich die Titelmelodien bekannter Franchises zu nehmen und diese in Chiptone-Klänge umzuwandeln… was überwiegend fürchterlich klang. Im Falle dieses Janosch-Spiels haben wir jedoch nur 2-3 wirklich präsente Lieder, die in Dauerschleife rutergedudelt werden – Selbstverständlich mit den berühmten Piepstönen und nur wage getroffenen Originalmelodien. Kein angenehmes Unterfangen, ich würde selbst Hardcore-Janosch-Fans davon abraten.

Skullmonkeys (1998) – 3,8/10: Zwiespältig!
Empfohlen von Pawly Tigris
Aaabsoluter liebster Videogame OST ist und bleibt für mich der von Skullmonkeys auf der PS1, komplett kreiert von Terry Scott Taylor!
Knackt die fourth wall mit der ersten Bonuslevel Musik: „The Lil‘ Bonus Room“
Wird gen Ende des Games einfach nur noch irre: „The Worm Graveyard“
Aber auch in den Zwischensequenzen ist es einfach nur humoristisch perfekt unterlegt: „Beans“

Der Soundtrack zu Skullmonkeys ist eine Besonderheit im Vergleich zu den der meisten anderen PS1-Spiele. Der damalige elektronische Sound fehlt hier komplett, dafür gibt es von einer Band eingespielte Stücke, teils mit einem Humor à la Frank Zappa. Die tropisch anmutenden und teils sehr basslastigen Tracks wurden mit viel Getrommel ausgeschmückt und bieten leider einen großen Streitpunkt: Seltsame Geräusche und verfremdeter Gesang lassen dieses Werk für Außenstehende etwas befremdlich wirken. Besonders punkten können auf jeden Fall das orgellastige „The Incredible Drivy Runn Level 1“ und das bereits erwähnte „The Lil‘ Bonus Room“. Die Handarbeit von Lost Dogs und Daniel Amos-Frontmann Terry Scott Taylor ist spürbar, aber für Personen, die das Spiel nicht gespielt haben ein schwieriges Unterfangen.

Kingdom Hearts (2002) – 4,3/10: Zwiespältig!
Empfohlen von Naki
Kingdom Hearts ist ein weirdes Collab von Disney und Final Fantasy, welches überraschend sad ist an einigen Stellen.
An anderen Stellen teils etwas Disney-Kitsch und Final Fantasy-Edgeness.
Gibt sehr gute Boss-Themes und traurig wirkende Musik. Die 2 Musikstücke, die traurig klingen, die ich geschickt habe („Xions Theme“, „The Other Promise“), sind tatsächlich auch Soundtrack von Boss Kämpfen.

Nun… da mir kein spezifischer Teil genannt wurde gibt es an der Stelle nur eine Lösung: wir behandeln hier die gesamte Haupt-Trilogie!
Den Anfang macht das originale Kingdom Hearts von 2002. Die Musik ist überwiegend sehr abenteuerlich und spannend gehalten, aber es wird auch Raum für traurigere Klänge gelassen. Disney-Kitsch ist zwar glücklicherweise nie vertreten, aber dennoch näherte man sich im Verhältnis zu den späteren Teilen stark den originalen Soundtracks der jeweiligen Disneyfilme an. Daher hört sich der erste Teil auch mehr wie ein frühes Lizenzspiel an, als nach Final Fantasy.
Kingdom Hearts II (2005) – 7,9/10: Bester Stoff!
Der zweite Teil konnte dieses Problem dann glücklicherweise beheben. Trotz der vielen Bezüge auf Disney-Filme wirkt der OST sehr eigenständig und kann sich andere Soundtracks gekonnt zu Eigen machen (u.a. Fluch der Karibik und Nightmare before Christmas). Außerdem wurde dieses Mal ein höherer Fokus auf Gesang gesetzt, der wunderbar zur abenteuerlichen, wenn auch dieses Mal etwas dramatischeren Atmosphäre passt. Der Mut mehr Gefühle zu zeigen zahlte sich aus und ließ den Soundtrack seinen direkten Vorgängen kräftig übertrumpfen.
Kingdom Hearts III (2019) – 6,7/10: Gelungen!
Nachdem es in den Teilen abseits der Hauptreihe deutlich moderner zuging, entschied man sich die Melodien im dritten Teil wieder nostalgischer Klingen zu lassen, wenngleich die Produktion deutlich glatter klang. Im Prinzip wirkt der OST wie eine aufpolierte Version der Vorgänger, allerdings mit einigen zeitgemäßeren Tracks, die teils recht dicht am Techno sind (I’m Gonna Wreck It!). Damit Geschmackssache, aber insgesamt durchaus nett anzuhören!

Dave the Diver (2023) – 5,9/10: Gelungen!
Empfohlen von Mora
Hmmmm, die Soundtracks von Dave the Diver sind auch toll!
Jedes Gebiet hat seine ganz eigene Stimmung, die Bossfights sind auch megageil, Gameplay und Musik natürlich 😀 Und auch die ganzen Jokes und Insider mit den großartigen Zwischensequenzen sind toll. Ich mein, da findet sogar ein random Anime-Intro seinen Weg ins Spiel
😂 das ist super lustig
Wenn du mal in eine Unterwasser Mood kommen willst, solltest du auf jeden Fall in die OSTs reinhören.

Auweia, für diesen Soundtrack eine Bewertungsgrundlage zu finden ist sehr schwierig. In jedem Fall lässt sich sagen dass Dave the Diver einen sehr unbeschwerten, gar urlaubshaften Soundtrack besitzt. Zumindest über die weitesten Strecken, Abwechslung wird über die zwar nicht zwangsweise originellen, aber definitiv atmosphärischen Erkundungs- und Boss-Themes gegeben. Was im Spielgeschehen passiert wird gekonnt unterstrichen, aber als separater Soundtrack wirkt das ganze ein wenig wie Easy Listening. Betrachten wir es allerdings von diesem Standpunkt aus, wirkt das Ganze ganz nett: Der OST regt zum Träumen an, an ferne, tropische Orte stets mit einem maritimen Flair. Wer sich darauf einlassen kann, dem sei die Spielmusik wärmstens ans Herz gelegt.

Metal Gear Solid V: The Phantom Pain (2015) – 6,8/10: Gelungen!
Empfohlen von fromo
Ich glaube, mein liebster Videospiel OST wird immer der „Phantom Pain“ OST bleiben aus der Metal Gear Reihe. […]
Da haben sie auch nicht beim OST gespart, welcher von Harry Gregson-Williams, welcher bereits an drei weiteren Metal Gear Solid Titeln gearbeitet hat (u.A MGS2, 3 und 4), und Ludvig Forssell komponiert wurde. Die Beiden haben ein Händchen für Musik, welche die Charaktere und ihre Geschichten sowie auch Intentionen gut eingefangen hat.
[…] Insgesamt hat der OST 52 Stücke, weswegen ich einfach mal in Klammern hinter die bedeutungsvollsten Themen des Spiels die Stücke aufgeschrieben habe, die sich wirklich lohnen anzuhören in voller Länge.
100% empfehlen kann ich Quiets Theme, A Phantom Pain und Shining Lights, even in Death.
Der Soundtrack hat eine Reihe von verschiedenen Klängen, von den harten Stücken die Einem wirklich zeigen, dass man gerade in einem Kriegsgebiet um sein Leben kämpft („Unforgiving sand“, „Steel Embers“, „OKB Zero“, über die emotionalen Stücke die die einzelnen Charaktere wiederspiegeln sollen („A Phantom Pain“, „V has come to“, „Quiets Theme“), der Verlust von Kameraden & Freunden („Shining lights, even in Death“, „The Fall of Motherbase“, „The girl’s gone“) oder auch vergangene Traumata, denen man plötzlich wieder begegnet („She’s rigged“, „Beautiful Mirage (The vision fades) & (an unexpected visitor)“, ) und wie man selbst zum Bösewicht seiner Geschichte werden kann („Return“).

Die Metal Gear Reihe ist berühmt für den Mix aus gefühlvollen Stücken und teils sehr modernen Poppigen Stücken in ihren OSTs. Auch hier wird das erneut sehr deutlich, auch wenn die tiefgründigen Stücke hier definitiv an Qualität überliegen. Viele der Stücke drücken eine tiefe Trauer aus, die im Laufe dann Kraft schöpfen und zum Neuanfang aufrufen. Fantastisch, aber viele andere Stücke bleiben Geschmackssache. Für moderne elektronische Musik mag es durchaus solide sein und im Spielkontext auch gut funktionieren, aber als OST zum separaten Anhören ist das Album etwas schwierig. Nichtsdestotrotz werden alle Emotionen von Trauer über Aufregung bis zu Angespanntheit wunderbar eingefangen. Interessant ist obendrein die „Cassette Tapes“ Sammlung in dem Spiel, die aus diversen Hits der 80er besteht. U.a. sind hier Dead or Alive, Asia, Ultravox und Joy Division vertreten und damit einige Banger, zeitgleich aber auch ein paar Pop-Gurken, die sich im Radio bereits totgelaufen haben.

Minecraft (2011) – 7,7/10: Bester Stoff!
Einer der entspanntesten Soundtracks überhaupt! Dazu kommt aus heutiger Sicht auch noch ein kräftiger Schuss Nostalgie – es sind nur Melodiefragmente nötig um eine Welt aus Würfeln vor sich zu sehen. Stilistisch im Bereich des Chill Out und Lo-Fi angesiedelt, schuf der gebürtige Chemnitzer Daniel Rosenfeld alias C418 eine Symbiose aus Klavier und Electronica. Ausnahmslos jedes Stück bleibt im Gedächtnis und erzählt seine eigene kleine Geschichte. Während das als reiner Soundtrack sehr entschleunigend wirkt, kann es in der dazugehörigen Spielwelt aber auch ein unheimliches Gefühl von Einsamkeit geben.

The Legend of Zelda: Ocarina of Time (1998) – 8,9/10: Bester Stoff!
Empfohlen von Tiberia
Ich mach einfach mal. Lost Woods/song of storms / balero des Feuers glaube ich (Feuertempel-Lied) Ocarina of time, es war der letzte Soundtrack bzw. die letzten die mich an meinen Vater erinnern in meiner Kindheit wie wir zusammen gespielt haben er hat mir vorgelesen was die NPCs sagen und ich habe gespielt (konnte noch nicht lesen zu dem Zeitpunkt)
Ich höre diese Lieder heute noch gerne und erinnere mich an meinem Vater zurück.


Ocarina of Time gehört definitiv zu den Spielen, die es geschafft haben die Spielerschaft mit ihrer ganz eigenen Atmosphäre in ihren Bann zu ziehen. Nicht zuletzt natürlich durch den berühmten Soundtrack. Weit weg vom High Fantasy-Pathos, stattdessen mystisch und geheimnisvoll. In Höhlen oder Tempeln wird es spukig und die Gefahr omnipräsent deutlich. Lost Woods ist quasi als Herzstück anzusehen und eines der bekanntesten Nintendo-Stücke. Dennoch kommen immer wieder Stücke hervor, die eine Leichtigkeit verbreiten und geradezu kindlich wirken wie die Shop-Melodie. Wunderbare Stücke, geschrieben von Nintendos Musikmastermind Kōji Kondō.
Nicht zu vergessen sind außerdem die simplen, jedoch atmosphärischen Okarina-Stücke. Kein anderes Spiel hat wohl je so viele Spieler dazu bewogen ein Instrument zu lernen!

Cuphead (2017) – 9,3/10: Meisterwerk!
Für Cuphead wurde die ungewöhnliche Thematik der Zeichentrickfilme der 1920er und 30er Jahre gewählt. Dazu kommt dann obendrein noch eine ungewöhnliche Entstehung: Um den Stil perfekt einzufangen sind die Hintergründe im Spiel alle per Hand gemalt und der Soundtrack mit einer Jazzband eingespielt – ohne jede Hilfe irgendwelcher elektronischen Klänge oder Nachbearbeitung. Damit gibt es, bis auf ein paar Ausnahmen wie das Dice House oder das Titellied, instrumentalen Jazz und Swing. Komponist Kristofer Maddigan schaffte es dabei den damaligen Stil exakt zu treffen und nicht wie eine moderne Kopie zu klingen. Trotz des alten Stils klingt das Ganze jedoch für einen Videospiel-OST erfrischend beschwingt und funktioniert auch ohne die dazugehörigen Bilder wunderbar – auch für die geneigte Jazzaudienz!
Zu schade dass Maddigan neben Cuphead und dem dazugehörigen DLC nicht großartig in Erscheinung getreten ist.

Ōkami (2006) – 9,6/10: Meisterwerk!
Empfohlen von Boisenberry
Mein allerliebster OST ist der von Okami <3 nicht nur, weil ich natürlich die Musik mit dem Spiel verbinde und das einfach eines meiner absoluten Lieblingsspiele ist und ich mich in die Welt hineinversetzt fühle, sondern auch weil in dem OST für jede Stimmung was dabei ist. Die Musik schafft es auch unfassbar gut Stimmungen zu vermitteln und ich werde auch oft emotional bei den Stücken. Mein liebstes Stück ist Shinshu Plains, nicht nur weil die Region im Spiel schön ist. Es ist einfach so freundlich und glücklich, diese Glöckchen im Hintergrund lassen eine Form von kindlicher Begeisterung in mir wach werden. Es erinnert ein bisschen an Glöckchen beim Weihnachtsmann, ohne dass es auch nur ein bisschen weihnachtlich klingt. Es ist festlich und fröhlich, bringt meine Laune jedes Mal nach oben.

Okami hat einen unverwechselbaren Grafikstil und einen ebenbürtigen OST. Da das Spiel komplett in Japan entstand, findet sich im Soundtrack auch echte traditionelle Musik wieder und nicht wie im Falle von Assassin’s Creed Shadows oder Age of Empires das, was man im Westen darunter versteht. Bei Okami bewegen wir uns auf dem Niveau einer Kinoproduktion: Es wurde nichts dem Zufall überlassen. Was gefühlvoll sein soll ergreift den Hörer zutiefst, was abenteuerlich klingt lässt uns in ferne Länder mit prächtigen Landschaften schweben und was Spannung anmutet, lässt einen im ganzen Leib erzittern. Sucht man sich hingegen bewusst die ruhigeren Stücke heraus, bietet der Soundtrack allerdings auch eine wunderbare Grundlage für Ambientmusik. Es ist immer wieder aufs Neue erstaunlich wie viel dieser OST gekonnt abdeckt!

Undertale (2015) – 10/10: Meisterwerk!
Empfohlen von Lennyficate
Wenn wir von Videospiel OSTs sprechen darf einer der wichtigsten Meilensteine in diesem Themengebiet nicht fehlen – und das ist Undertale! Toby Fox hat im Alleingang ein ganzes Repertoire an Stücken geschaffen, das nicht nur catchy Ohrwurmmaterial bis heute bietet. Die Melodien, der Stil, der untypisch breit gefächerte Chiptune Sound im Wechsel mit teils realen Instrumentenklängen – all das verleiht den Liedern einen völlig eigenen „Toby-Fox-Stempel“. Ja, beinahe ein eigenes Subgenre, welches ich gern privat als „undertale-esk“ bezeichne. Fox musste nicht das Rad neu erfinden, um das zu schaffen. Er vereinte klassische 8-Bit Videospielmusik mit Jazz- und Swingelementen, sampelte comicartiges Hundebellen zu einer Melodie zusammen oder verstimmte absichtlich sein digitales Piano, um seinen gewünschten Klang zu erzeugen. Alles Dinge, die Menschen vor ihm auch schon taten. Warum also erkenne ich jedes Mal wieder, wenn Toby Fox bei einem Stück mindestens seinen kleinen Finger im Spiel hatte? Es ist nahezu, als schreie es seinen Namen. Kein Wunder, dass selbst die Pokémon Company mittlerweile Fox für ihre Soundtracks beauftragt. Beste. Idee. Ever!

Ja, ich gebe es zu: eigentlich hätte Undertale schon im ersten Teil des Formats kommen müssen, das hatte ich auch des Öfteren als Feedback bekommen. Aber gut, dann widmen wir uns jetzt mal Undertale und kommen gleich zum Punkt: Es ist eine absolute Meisterleistung. Es kam gerade zur rechten Zeit als Chiptune (bzw. 8-Bit Musik) wieder in den Trend kam und aus den simplen Mitteln dieses Genres wurde das volle Potential geschöpft. Bestes Beispiel ist und bleibt wohl „MEGALOVANIA“, das wahrscheinlich berühmteste Stück aus einem Videospiel seit dem Super Mario Theme. Es ist allgemein erstaunlich wie viele Lieder eines Soundtracks mit Titel bekannt sind: „Battle Against A True Hero“, „Death By Glamour“, „Hopes And Dreams“, you name it.
Was den OST so einzigartig macht, ist aber wohl der Widerspruch, in dem es mit sich selbst steht: So elektronisch und aus dem Computer erschaffen es auf der einen Seite klingt, die analog klingenden Töne sind dennoch omnipräsent. Bis heute gelang dies nicht erneut, aber wer weiß woran Toby Fox momentan arbeiten mag. Seine Tätigkeit als Programmierer musste er aus gesundheitlichen Gründen zwar stark einschränken, aber als Komponist und Musiker ist er nach wie vor sehr aktiv.

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