Krzysztof Raś (Wyglif) @Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.5 Deed)
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Turbo gehören zum absoluten polnischen Heavy Metal-Urgestein. Sie veröffentlichten ihr ersten Album noch vor ihren Kollegen von Kat, Vader oder den Acid Drinkers. Entsprechend waren sie Wegbereiter und gaben den Anstoß Polen zur Heavy Metal-Hochburg hinter dem eisernen Vorhang werden zu lassen. Entsprechend waren sie wiederholt Headliner beim Metalmania in Kattowitz und wurden auch im polnischen Musikfernsehen zunehmend präsent. Eine Ironie des Schicksals ist es dass die Band das gleiche Schicksal wiederfuhr, wie ihren Vorbildern Iron Maiden und Judas Priest: In den 90ern stieß ein neuer Sänger (in diesem Fall Robert „Litza“ Friedrich) dazu und riss die Qualität der Band deutlich nach unten. Aber auch Turbo konnten sich wieder fangen und veröffentlichten bis 2013 immer wieder respektablen Heavy Metal.
TOP 5 zum ersten Reinhören:
Ach, nie bądź taki śmiały (1983, Dorosłe dzieci, Bonustrack)
Cały Czas Uczą (1985, Smak ciszy)
Kawaleria Szatana Cz. I + II (1986, Kawaleria Szatana)
Salvator Mundi (1989, Epidemie)
Szalony świat (1989, Epidemie)
One Way (1992) – 2,0/10: Reinfall!
Erneut kam es zu Besetzungswechseln und erneut versuchte die Band sich dem Death Metal anzunähern. Dieses Mal klang die Band noch ausgelaugter als auf dem Vorgängeralbum, entsprechend ein absolutes Trauerspiel. Wie auf dem Vorgänger startet das Album mit einem Intro namens „Introduction“. Leises Windrauschen, dann startet die Spannung. Ein durchaus gelungener Start. Das Death Metal-angehauchte „End User“ leidet unter seinen unsauberen Übergängen. „Regression“ ist ein Negativbeispiel für den Gesang, das Instrumental hingegen ist sehr gelangweilt. Bei „Mental Alienation“ gibt es einen überzeugenden Rhythmus, schade ist nur dass die Soli und der Gesang nicht überzeugen können. Das gelangweilte „Blasphemy“ klingt gar wie ein billiger Outtake. „Refused to Live“ ist sehr bemüht, allen voran der Gesang. Die ruhigeren, fast balladesken Parts hingegen überzeugen sehr. Das wäre eigentlich eine sehr schöne Richtung in dieser Phase der Band gesewen. Bei dem Titelstück überzeugt das Intro nicht, insgesamt ist das Stück viel zu lärmig und der Gesang verdirbt jegliche Hoffnung. Dann geht es mit „Scum“ düster und schwer zur Sache. Mit etwas Augenzudrücken zumindest ein kleines Highlight. Zum Abschluss gibt es das schnelle „Disaster Area“, das durch den Gesang erneut schnell anfängt zu nerven. Noch im selben Jahr löste sich die Band vorerst auf. Eine folgerichtige Entscheidung.
TOP: Scum
Dead End (1990) – 4,4/10: Zwiespältig!
Ein schwieriges Album, denn der Abgang von Sänger Grzegorz Kupczyk und der Ersatz durch Litza waren ein harter Wechsel. Unter Litza wurde der Stil der Band deutlich weiter dem Death Metal angenähert. Leider passt die Stimme Litzas gar nicht dazu. Die gutturalen Fähigkeiten eines Chuck Schuldiners oder George Fishers sind nicht gegeben, stattdessen klingt es eher wie gut gemeint und schlecht gekonnt. Das Intro „Introduction“ (sehr kreativ) startet dabei noch sehr vielversprechend und klingt wie die Eröffnungssequenz eines Horrorfilms. Aber bereits „Everyone“ zeigt die eigentlichen Probleme: schnelle Death Metal-Rhythmen sind nicht der Stil von Turbo und Litzas Gesang ist einfach schwach. Ebenfalls schnell, aber dafür mit erstklassigem Solo ausgestattet ist hingegen „Barbaric Justice“. Auch „Blind Alley“ gehört zu den besseren Stücken. Zwar ungewohnt Death Metal-ähnlich, aber respektabel und der teils bearbeitete, metallisch klingende Gesang punktet. „Annihilate“ ist leider schlicht belangloser Thrash Metal. „Enola Gay“ hingegen sehr bemüht und der Gesang eher wie wütende Zwischenrufe als wie Metal-Vocals. Für das hoch aggressive „Evolution“ wurden im Laufe des Stücks mehrere Rhythmen ausprobiert, wirklich zünden kann allerdings keines. Eine Schande ist „The Raven“, das aus experimentellen Thrash-Melodien besteht, allerdings unter Litzas Gesang übel leidet. Fairerweise muss man aber gestehen dass der Bellende und teils krächzige Gesang auf dem Titelstück durchaus stark geriet und die Tempiwechsel sehr gelungen sind. Turbo auf Abwegen, Death ist nicht ihr Stil.
TOP: Barbaric Justice; Blind Alley; Dead End
Tożsamość / Identity (2004) – 4,8/10: Zwiespältig!
Ein schwieriges Werk. Die Wiederaufnahme von Klängen aus dem Power Metal ist zwar willkommen, aber leider geriet das Album insgesamt eher halbgar. Gelungen sind die Power Metal-Einflüsse beim Opener „Paranoja“, allerdings will die hohe Gesangseinlage am Anfang des Stücks gar nicht zünden. „Samotnia“ klingt etwas bemüht, teils gar unfertig. Besserung gibt es bei „Legenda Thora“. Hier gelang die Verbindung von Thrash und Power sehr gut. Zwei wirkliche Highlights sind auf dem Album aber dann doch noch vorhanden. Zum einen „Człowiek i Bóg“, das ruhig startet und dann immer wieder in härtere Parts umschlägt (Ähnlich wie bei Panteras „Cemetary Gates“). Zum anderen das Instrumentalstück des Albums: „Eneida“. Thrashig und im Midtempo, dabei über die achteinhalb Minuten stehts spannend. Energiegeladen mutet „Maqmra“ an, aber eine Ausnahmeleistung ist es leider nicht. „Pismo“ ist etwas ärgerlich, denn mit knapp zehn Minuten ist es das bis zu diesem Zeitpunkt längste Stück der Band und das, obwohl das Riff ziemlich mies ist. Zwischendurch gibt es zwar immer wieder furiose Parts und interessante Momente, aber bei dem Stück wurde (ähnlich wie bei ihren Vorbildern Iron Maiden) einfach zu lange auf das immergleiche Riff gesetzt. Auf „Otwarte drzwi do miasta“ zeigten sich Turbo nochmal von ihrer emotionalen Seite, trauen sich aber insgesamt nicht weit genug aus der Deckung. Weder für harte Klänge, noch für eine gefühlvollere Ballade.
Ein Album mit ungewohnt langen Stücken und ungewohnten Längen.
TOP: Człowiek i Bóg; Eneida
Ostatni wojownik / Last Warrior (1987) – 5,7/10: Gelungen!
Ein merkwürdiges und inkonsequentes Werk. Nachdem man meinen könnte, das Quintett hätte nun endlich den Sound gefunden, nach dem sie jahrelang gesucht haben, kam dieses schwierige, jedoch seine Qualitäten habende Album raus. Eine Besonderheit bietet dabei der Fakt, dass es das erste Album ist, das auch auf Englisch erschien. Insgesamt hat das Album einen sehr aggressiven Charakter, doch bei vielen Songs will der Funke nicht so recht überspringen. Das Album beginnt mit dem Titelstück, das durch ein langes Instrumental eingeleitet wird und dann durch einen wirklich starken Gesang ergänzt wird. Das Riff wird leider wiederholt, bis es dann doch ausgelutscht ist. Dann lieber „Miecz beruda“, das Intro ist noch verhältnismäßig ruhig, dann wird aus allen Rohren gefeuert: Harte Gitarren und aggressiver Gesang! Auf „Anioł zła“ wurde dann aber übertrieben. Was genau hier versucht wurde ist schwer zu beschreiben. Avant-garde? Dadaismus-Metal? Es werden verschiedene Rhythmen parallel gespielt und das ganze dann möglichst lärmig verpackt. Einfach nur nervig. Besser ist wieder „Seans z wampirem“. Schnell und aggressiv, dabei aber trotzdem spielfreudig. Ebenso hart geht es mit bei „Bogini chaosu“ weiter, interessant ist hier der Gesang, der fast einem heiseren Schreien gleichkommt. Mit „Koń trojański“ ist auch ein Instrumental vorhanden, das teils durchaus mitreißt, sich aber teils zu sehr wiederholt. Zum Abschluss punktet nochmal „Syn burzy“, das von hohen Screams und präsenten Drums geprägt ist. Zumindest durch einige Perlen wird das Album noch vor dem Absturz bewart.
TOP: Miecz beruda; Seans z wampirem; Syn burzy
Piąty żywioł / The Fifth Element (2013) – 5,8/10: Gelungen!
Das bislang letzte Studiowerk sieht im Verhältnis zum Vorgänger etwas blass aus. Sicher, es gibt einige gute Momente auf diesem Werk, aber die Pop-Einflüsse waren dann doch ein wenig zu viel des Guten. Die Mischung aus Thrash Metal und Pop-Elementen ist beim Opener „Myśl i Walcz“ dabei durchaus noch gelungen. „Cień Wieczności“ bleibt hingegen über längere Strecken etwas zahnlos. Auch auf „Serce na stos“ setzte Turbo auf Eingängigkeit, während das Gitarrensolo allerdings sehr furios wurde. Dann zeigen sich aber ein paar Sorgenkinder: „Piąty żywioł“ ist fast durchgehend eine Pop-Ballade, während „Przebij mur“ neben diesen Einflüssen generell einen sehr unschönen Stil hat. Auf „Garść piasku“ wird dieser Fehler behoben und es geht wieder in härtere Richtungen, aber das Instrumental klingt schlicht zu unsauber. Sehr schön hört sich hingegen „Niezłomny“ an. Ruhig, aber schwermütig und Struszczyk hat die passende Stimme für solche Stücke. Das letzte reine Instrumental ist „Amalgamat“. Sehr schnell und im Verlauf immer wieder durch ordentliche Soli ausgeschmückt. Auf „Rozpalić noc“ wird es erneut schwermütig, aber auch erneut werden die Thrash-Klänge durch poppige Rhythmen gestört. Auf „This War Machine“ versuchte die Band Judas Priest zu sein und scheiterte. Die hohe Stimmlage klingt unsauber und das Stück generell nur wie eine Kopie. Der Abschluss wurde allerdings sehr gut gewählt: „Może tylko płynie czas“ startet erstmal balladesk, dann wird zum Abschluss nochmal mit voller Härte geknallt. Klar, die Schwächen sind auf dem Album unüberhörbar, aber die starken Momente können es letztendlich kaschieren.
TOP: Myśl i Walcz; Serce na stos; Niezłomny; Może tylko płynie czas
Awatar (2001) – 6,5/10: Gelungen!
Endlich war es so weit! Die große Reunion mit Sänger Grzegorz Kupczyk stand an und auch ein neues Studioalbum wurde fertiggestellt. Dieses Mal ging es wieder zurück zu den Wurzeln und auf Experimente mit dem Death Metal wurde glücklicherweise verzichtet. Der Opener „Armia“ zeigt es schon deutlich: klassischer Thrash Metal. Schwer, aber energetisch. Zwar wird es mir „Upiór w operze“ erstmal verhältnismäßig langsamer, aber auf „Sen“ wird es hochgradig aggressiv, allen Voran im Refrain, bei dem sich die Band die Seele aus dem Leib brüllt. Bei „Grancia“ setzte man auf ein Gleichgewicht von Eingängigkeit und Härte. Nur der Refrain fällt hier leider etwas unschön ab. Für Thrash Metal geriet „LSD“ ein wenig zahm, überzeugend klingt das Stück aber dennoch. Auf „Katatonia“ versuchte man sich an moderneren Klängen. Durchaus eine Idee, die funktionieren kann, aber der Turbo-Stil wird hier nicht so recht getroffen. Für das Titelstück legt die Band wieder an Härte zu und klingt besonders spielfreudig. „Embrion“ hat einen wirklich starken Gesang, aber das Solo schmiert hier leider ab. Abgeschlossen wird das Album von „Fałsz“. Das Stück klingt geradezu hasserfüllt und erinnert an die früher Slayer. Eine ordentliche Bereicherung für das Album. Nun muss man im Fazit zugeben, dass das Album nicht die Klasse der 80er-Phase erreicht, ein starkes Comeback ist es aber allemal!
TOP: Armia; Sen; Awatar; Fałsz
Strażnik Światła (2009) – 7,9/10: Bester Stoff!
Und wieder eine neue Ära für Turbo. Sänger Grzegorz Kupczyk verlies die Band, allerdings wurde mit Tomasz Struszczyk (u.a. Pathology) ein würdiger Nachfolger gefunden. Der gab auch den Anstoß das erste Konzeptalbum der Band in Angriff zu nehmen. Keine abwegige Idee und durchaus von Erfolg gekrönt. Durch die gelungene Produktion und den neuen kreativen Anstoß konnte endlich mal wieder ein wirklich überzeugendes Werk geliefert werden. Mit „Prolog“ startet die Reise des Hüters des Lichts (dt. Titel) noch recht ruhig und verspielt, aber mit „Na progu życia“ geht es schon weiter in eine abenteuerliche Stimmung. Auf „Szept Sumienia“ wird an Tempo nochmal zugelegt und damit wunderbarer klassischer Thrash Metal geschaffen. Das im Midtempo angesiedelte „Strażnik Światła“ überzeugt ebenfalls, gerade durch den Gesang, der teils verzweifelten Schreien nachkommt. Auch an die Fans von Balladen wurde gedacht: „Na skrzydłach nut“ klingt teils folkig, teils werden die E-Gitarren aber auch wieder in den Vordergrund gestellt. Interessant sind die Einflüsse auf „Niebezpieczny Taniec“. Leicht progressiv, teils aber auch heroisch und gar industriel. „Obietnica lepszego dnia“ ist wieder moderner Thrash, der mit vielen Gitarren-Spielereien ausgestattet wurde. Etwas verschenkt ist „Tunel“. Das Instrumentalstück ist teilweise bewusst poppig, an anderen Stellen wäre mehr Härte schön gewesen. Schwamm drüber, es bleibt der einzige Schwachpunkt des Albums. Auf „Na przekór nocy“ wechseln sich dann harter Refrain und erzählerische Strophen in einem sehr schön ab. Zum Ende überzeugen dann erstmal „Noc już woła“ mit ruhigeren Klängen, jedoch angespannter Stimmung und dann der „Epilog“, der als Ballade einen sehr angenehmen Abklang bildet.
TOP: Na progu życia; Szept Sumienia; Strażnik Światła; Niebezpieczny Taniec; Obietnica lepszego dnia; Na przekór nocy
Dorosłe dzieci (1983) – 8,3/10: Bester Stoff!
Das Debutwerk Dorosłe dzieci (zu Deutsch: Erwachsene Kinder) ist ein Meilenstein des Heavy Metal hinter dem eisernen Vorhang. Bereits das Cover bekam einen Legendenstatus und zeigt in welche Richtung es geht: Turbo haben den Drang ordentlich Krach zu machen! Temporeich galoppiert der Opener „Szalony Ikar“ voran und lässt dabei das Instrumental im Vordergrund. Bei „Przegadane dni“ entsteht hingegen eine genervte Atmosphäre mit zuweilen gar wütendem Gesang. „W sobie“ ist ein instrumentales Stück, bei dem die Leadgitarre sehr bluesig klingt und an The Loner von Gary Moore erinnert. Auch „Ktoś zamienił“ pirscht schnell voran, klingt zum Teil aber auch leidend. Angenehm eingängig und mit langsamerem Rhythmus fiel „Pozorne życie“ aus, eine Art Ruhe vor dem Sturm, denn der Nachfolger „Toczy się po linie“ ist eine lärmige Angelegenheit. Die Band haut in die Seiten, schreit sich die Seele aus dem Leib und hauen auf die Drums ein, als gäbe es kein Morgen mehr. Keine musikalische Meisterleistung, Spaß macht es trotzdem! Sehr furios und spielfreudig geht es bei „Nie znaczysz nic“ zur Sache. Hier gelangen die Leadgitarre und der Gesang mal wieder in absoluter Perfektion, sodass kein Auge trocken bleibt. Bei „Mówili kiedyś“ versuchten sich Turbo an schwereren Klängen und einer ernsteren Stimmung, gerade durch den wütenden Gesang. Zum Abschluss gibt es mit dem Titeltrack noch eine sentimentale Power Ballade, die nachdenklich stimmt. Auch zu empfehlen ist das schmissige „Ach, nie bądź taki śmiały“, das erst später als Bonustrack veröffentlicht wurde.
TOP: Szalony Ikar; Przegadane dni; W sobie; Pozorne życie; Nie znaczysz nic; Mówili kiedyś; Dorosłe dzieci
Kawaleria Szatana (1986) – 8,8/10: Bester Stoff!
Auf Kawaleria Szatana wurden Turbo zu einer vollwertigen Thrash Metal-Band. Das Cover ist im Stile der 80er Thrash- und Death-Platten, die Texte gingen weg von den persönlichen Empfindungen und Alltagsproblemen und hin zu Satanismus und Science-Fiction. Am offensichtlichsten wurde aber der Härtegrad nach oben gesetzt, und das nicht zu knapp! Der Opener „Żołnierz fortuny“ ist bereits der schnelle Thrash Metal, für den Turbo ab diesem Punkt bekannt wurden. Bei „Dłoń potwora“ setzte die Band auf längere Instrumentals und als Besonderheit auf mehrere hohe Screams, die direkt hintereinander folgen. „Sztuczne oddychanie“ besticht zwar durch sein hohes Maß an Aggressivität, allerdings ist das Riff leider nur pasabel. Basslastiger und entsprechend schwerer fällt „Kometa Halleya“ aus, bei dem teils verzerrter Gesang zum Einsatz kommt. Dieser wird auch bei dem Herzstück „Kawaleria Szatana Cz. I“ eingesetzt, das mit einem Trommelfeuer beginnt und mit hohem Tempo voranschreitet. „Wybacz wszystkim wrogom“ hat einen teils leidenden Gesang, das Midtempo-Instrumental hingegen ist eher bedrohlich (kein Wunder, übersetzt heißt der Titel „Vergib allen Feinden“). Weiter geht es mit der Fortsetzung des Titelstücks: „Kawaleria Szatana Cz. II“. Der zweite Part wurde besonders spielfreudig und furios, alles in allem ein gelungener Thrasher! Mit wunderbar dreckiger Gesangsstimme startet „Ostatni grzeszników płacz“, dessen Instrumental außerdem vor Brutalität strotzt. Garniert noch mit einem Solo der Extraklasse! Zum Abschluss gibt es das Instrumental „Bramy galaktyk“, das jedoch keineswegs Füllware ist, sondern sehr imposant wurde.
TOP: Żołnierz fortuny; Dłoń potwora; Kawaleria Szatana Cz. I; Wybacz wszystkim wrogom; Kawaleria Szatana Cz. II; Ostatni grzeszników płacz; Bramy galaktyk
Smak ciszy (1985) – 9,6/10: Meisterwerk!
Von dem schlichten Cover bloß nicht täuschen lassen! Smak ciszy ist die musikalische Verneigung vor Iron Maiden, die zu den großen Vorbildern der Polen zählen. Tatsächlich sind die Einflüsse immer wieder präsent hörbar. Der Sound ist etwas sauberer als noch auf dem Debutwerk, was das Album noch zusätzlich stärkt. Das Titelstück bildet hier das Intro für „Już Nie Z Tobą“, das Power Metal mit herrlich dreckigem Klang ist. Bei „Cały Czas Uczą“ geht es eher in Richtung Biker Metal. Dort wurden die Basspausen sehr gezielt gesetzt. Bei „Wariacki Taniec“ geht es aggressiv zur Sache inklusive hoher Screams. Hymnenhaft geht es bei „Słowa Pełne Słów“ weiter, teilweise dicht am Arena Rock. „Czy Mnie Nie Ma“ setzt hingegen auf die gekonnte Mischung aus harten Klängen und poppigen Rhythmen. Eine echte Überraschung bildet „Jaki Był Ten Dzień“, das als folkige Ballade startet und dann in Heavy Metal übergeht. Besonders das Solo gelung besonders! Leider fällt „Wybieraj Sam“ dann etwas ab, der poppige Rhythmus zündet nicht und es fehlt schlicht an Würze. Schwamm drüber, eine würdige Entschädigung bietet „Wszystko Będzie OK“, das Stück bekam durch seine schwermütige, emotionale Wucht zu größerer Bekanntheit kam. Abgerundet durch das atmosphärische „Narodziny Demona“, bei dem die Härte nochmal ordentlich zunimmt. Ein stimmiges Album, zum Vergleich zum ohnehin schon starken Vorgänger nochmal eine schwungvolle Verbesserung!
TOP: Już Nie Z Tobą; Cały Czas Uczą Nas; Wariacki Taniec; Słowa Pełne Słów; Czy Mnie Nie Ma; Jaki Był Ten Dzień; Wszystko Będzie OK; Narodziny Demona
Epidemie / Epidemic (1989) – 9,9/10: Meisterwerk!
Das fünfte Studiowerk von Turbo ist ein Thrash Metal-Album sondergleichen. Mit voller Härte wird hier vorgelegt und kein Stück hat den Charakter eines anderen. Das Album atmet entstand dicht am damaligen Zeitgeist, die Aufnahmen fanden in den letzten Monaten der Volksrepublik Polen statt und entsprechend war die Ungewissheit über die Zukunft ein großes Thema. Sehr präsent ist das auf dem Opener „Salvator Mundi“ (zu Deutsch: Erlöser der Welt), benannt nach einem Gemälde Leonardo da Vincis. Neben dem eingängigen Refrain gibt es immer wieder verzweifelt anmutende Parts. „AIDS“ ist eine eindringliche Thematisierung der Krankheit, die hier als bedrohliches Wesen besungen wird. „Ocean łez“ ist mit spielfreudigen Gitarren ausgestattet und verbreitet eher Partylaune, entgegen dem Titel, der übersetzt „Ozean der Tränen“ bedeutet. „Pętla czasu“ ist eher kühl, hat aber dennoch die nötige Härte. Interessant ist hier die teils gezupfte Gitarre. Besonders aggressiv klingt dann „Szalony świat“, das mit abgehackten Passagen ausgestattet wurde. Sehr sauer war die Band wohl als sie „Anty R. J. Ewa“ aufnahmen und eine Art hasserfüllten Disstrack, samt düsterem Chor über eine fiktive Person schufen. Deutlich seichter ist „Rozkosz i ból“, bei dem Turbo mal wieder gekonnt ihr Talent an den Instrumenten präsentieren. Durch den verfremdeten Gesang klingt „Gniazdo smutku“ teils schon etwas futuristisch und die Gitarren klingen wunderbar furios-hart. Für einen gelungenen Abschluss wurde das ruhige Instrumental „13.12.88“ aufgenommen. Das Stück hat leichte Einflüsse traditioneller polnischer Musik.
TOP: Salvator Mundi; AIDS; Ocean łez; Pętla czasu; Szalony świat; Anty R. J. Ewa; Rozkosz i ból; Gniazdo smutku; 13.12.88
Turbo Live
Turbo veröffentlichten in ihrer Karriere vier Live-Mitschnitte. Den ersten bereits 1988, aufgenommen auf dem Metalmania in Kattowitz. Und ebenso legendär wie das Festival fiel auch das Album „Alive“ (Meisterwerk!) aus. Sehr aggressiv und durchgehend auf hohem Tempo, da bleibt keine Zeit zum Verschnaufen. Erst 2009 folgte der nächste Mitschnitt: „Akustycznie“ (Gelungen!) hat natürlich eine großartige Soundqualität, aber der akustische Stil passt leider nicht immer. 2014 erschien mit „In the Court of the Lizard“ (Bester Stoff!) der bislang neuste Livebeitrag. Entgegen dem damaligen Studiostil setzt die Band auf Härte, statt auf Pop-Elemente. Das Konzert erschien auch auf DVD. Nur auf DVD erschien 2006 „The History 1980–2005“ (Gelungen!). Entgegen dem Titel gibt es allerdings nur ein Konzert und keine Dokumentation zur Bandgeschichte. Das Konzert selbst ist nicht übel, wenn auch nicht überragend. Es wäre mehr drin gewesen. Eine Warnung sollte jedoch vor dem 2000 erschienenen Sampler „Remix‘92“ (Reinfall!) gegeben werden: Die Stücke sind sehr schwach Abgestimmt, das Verhältnis zwischen Instrumental und Gesang passt oft nicht und neue Facetten sucht der Hörer vergebens.
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